Die hohe Inflation und die Ankündigungen der US-Notenbank, dagegen vorzugehen, sorgten zuletzt für Aktien-Verkäufe von kurzfristig orientierten Börsianern. Mehrere Analysten glauben jedoch, dass die Märkte übers Ziel hinausgeschossen sind. Auch die Verbraucherpreise könnten ihren Steigflug früher als gedacht abschwächen. Unsicherheit geht indes von den Quartalszahlen aus. Der Wochenausblick.
Nicht nur die Zinsängste, sondern auch die ersten Quartalsberichte großer US-Banken drückten auf das Kursniveau am deutschen Aktienmarkt. In diesem Umfeld sank der deutsche Leitindex DAX am Freitag um 0,9 Prozent auf 15.883 Punkte. Nach dem Auf und Ab um die Marke von 16.000 Zählern im Wochenverlauf schloss der DAX schließlich unter dieser. Auf Wochensicht blieb ein DAX-Minus von 0,4 Prozent (siehe Chart). Der Weekend-DAX des Brokers IG zeigte sich nach der Erholung von US-Tech-Aktien inds erholt bei über 15.950 Zählern.
Der MDAX der mittelgroßen Börsentitel ging mit einem Wochenabschlag von 1,3 Prozent bei 34.518 Zähler ins Wochenende.
Die Kapitalmarktzinsen und die Quartalsberichte von Großkonzernen dürften auch in der neuen Börsenwoche über Wohl und Wehe an den Aktienmärkten bestimmen. Dabei meint Stratege Marko Kolanovic von der Investmentbank JPMorgan, dass höhere Anleiherenditen nicht belastend für Aktien sein sollten. Er rät trotz steigender Zinserwartungen und Kapitalmarkt-Renditen zu Schnäppchenkäufen bei größeren Rücksetzern.
Kursverluste übertrieben?
Die jüngsten Verluste risikoreicher Anlageklassen als Reaktion auf das vergangene Sitzungsprotokoll der Fed seien übertrieben gewesen, argumentiert Kolanovic. Denn die Fed werde die Zügel nur schrittweise anziehen und in einem Tempo, mit dem die Finanzmärkte zurechtkämen. Zudem dürfte die Straffung der Geldpolitik von einer starken Konjunkturerholung flankiert werden. Einer eigenen Umfrage zufolge planten derzeit zwei von drei Investoren, die Aktienpositionen aufzustocken.
Möglicherweise seien Anleger mit ihren Zinserwartungen über das Ziel hinausgeschossen, merkte Jack Janasiewicz an. Dem Portfolio-Manager von Natixis Investment zufolge preisen die Märkte inzwischen fast vier Zinserhöhungen der Fed in diesem Jahr sowie drei weitere bis Ende 2023 bereits ein.
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Licht am Ende des Corona-Tunnels
Sorgen bereite den Marktakteuren vor allem die hohe Inflation. Aber genau hier drohten die Märkte falsch zu liegen, so Janasiewicz. Vor allem eine verbesserte pandemische Lage dürfte für Entspannung sorgen, die Belastung der Versorgungs- und Lieferketten und der Arbeitsmärkte könnte schwinden. In der Folge könnte sich auch die Teuerung "in einem Tempo abschwächen, das einige nicht erwarten".
Licht am Ende des Corona-Tunnels sieht auch der JPMorgan-Analyst. Die Omikron-Variante des Virus stelle für das erste Quartal zwar noch ein gewisses Risiko dar, schreibt Kolanovic. Nach einem erwarteten starken Anstieg der Infektionszahlen in den kommenden Wochen sei mit Blick auf das zweite Quartal dann aber mit starkem Rückenwind für die Wirtschaft zu rechnen. "Wenn die Omikron-Welle abebbt, dann dürfte vermutlich das Ende der Pandemie in Sicht sein", weil sich eine "breite natürliche Immunität" durchgesetzt haben sollte.
Gespanntes Warten auf weitere Quartalszahlen
Dass sich der deutsche Leitindex DAX zuletzt an der runden Marke von 16.000 Punkten sichtlich schwertat, dürfte neben der Pandemie und den Zinsen auch damit zu tun haben, dass in den kommenden Wochen die Unternehmen über das Schlussquartal 2021 berichten und Ausblicke für den weiteren Jahresverlauf geben.
In der neuen Woche setzen noch die großen US-Banken Goldman Sachs, Bank of America und Morgan Stanley die Akzente. Auf die bereits veröffentlichten Quartalsberichte von JPMorgan und der Citigroup reagierten Anleger mit Aktienverkäufen.
Mit dem Bergwerkskonzern Rio Tinto, dem Chip-Ausrüster ASML und Alstom finden sich in der neuen Woche auch erste europäische Großkonzerne auf der Agenda.
Aus Deutschland sind noch keine Q4-Zahlen angekündigt. Aber vielleicht überrascht ja das eine oder andere Unternehmen mit vorläufigen Eckdaten.
Trotz Zinsängsten und der starken Ausbreitung von Omikron schlage sich die Wirtschaft gut, schreibt auch Marktexperte Craig Erlam vom Handelshaus Oanda. "Die Unternehmensberichte zum vierten Quartal dürften das widerspiegeln". Laut Harsh Tibrewala, Stratege bei Credit Suisse, prognostizieren Analysten für das Schlussviertel 2021 einen Anstieg der Ergebnisse weltweit auf Jahressicht um "robuste 23,5 Prozent". Die Glanzpunkte dürften voraussichtlich die Sektoren Energie, Industrie, Rohstoffe und Gesundheit setzen. (Mit Material von dpa-AFX)
Folgende Artikel auf www.deraktionaer.de zogen in der vergangenen Woche besonders viel Anleger-Interesse auf sich: