Der deutsche Leitindex ist zuletzt über die psychologisch wichtige 16.000-Punkte-Marke geklettert. Mit Rückenwind von neuen Daten könnte die Jahresendrally noch weitregehen. Doch Experten zweifeln daran, dass der DAX nun ohne Umschweife auf sein bisheriges Rekordhoch zusteuert. Eine zwischenzeitliche Abkühlung sollte nicht überraschen. Der Wochenausblick.
Der DAX ist am Freitag bei dünnen Handelsumsätzen etwas deutlicher über die Hürde von 16.000 Punkten geklettert. Zeitweise stieg der deutsche Leitindex dicht unter den höchsten Stand seit Ende August bei 16.041 Zählern. Sein bisheriges Rekordhoch hatte er Ende Juli bei knapp 16.529 Einheiten erreicht. Letztlich ging der DAX bei 16.029 Zählern ins Wochenende. Der Wochengewinn beläuft sich damit auf 0,7 Prozent.
Seit dem Beginn der Erholungsrally Ende Oktober beträgt das Plus nun neun Prozent. Der Gewinn im Jahresverlauf summiert sich auf 15 Prozent. "Es war alles in allem ein ruhiger, aber doch erfolgreicher Wochenverlauf", kommentierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets den letzten Handelstag der Woche. Das Überwinden und schließlich auch das Halten der 16.000er Marke verspricht ihm zufolge einen starken Monatsabschluss für das Börsenbarometer in der kommenden Woche. –
Belebung der Aktienkurse?
Diese hält laut Marktexperte Andreas Lipkow "einige interessante Daten aus den USA und Europa" parat, die helfen könnten, den "momentan etwas eingeschlafenen Aktienkursen" neues Leben einzuhauchen. Darüber hinaus könnte das eine oder andere Unternehmen mit Neuigkeiten in den Blick rücken. Am Montag wird zudem die Notenbank-Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, eine Rede halten und am Freitag der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell.
Noch sei es verfrüht, an das Jahr 2023 einen Haken zu setzen, sagt Lipkow. "Die wenigen restlichen Handelswochen können noch die eine oder andere positive oder negative Überraschung bereithalten." Optimistischer gibt sich Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank: "Sofern nicht noch gravierende Dinge geschehen, sollte es ein ordentliches Aktienjahr werden."
Angesichts des Zugewinns im DAX von bereits rund neun Prozent seit Ende Oktober wird die Luft nach oben aber dünner. Mit einem Relative-Stärke-Indikator von über 70 ist der Index überkauft. Auch Frank Sohlleder von ActivTrades ist zurückhaltend. Sollte in den nächsten Tagen Katerstimmung auftreten, habe der DAX ordentlich Potenzial zu korrigieren. Denn während die Weltwirtschaft weiter wachse, taumele die deutsche Wirtschaft und es müsse weiterhin von einer Rezession ausgegangen werden.
Wichtige Daten aus den USA
In den Fokus der Anleger rücke im Wochenverlauf vor allem die Wachstumsdynamik in den USA, sagt Analystin Galina Pozdnyakova von der Deutschen Bank. Schließlich seien die Konsumstärke und auch die konjunkturelle Stärke der weltgrößten Volkswirtschaft zentrale Faktoren, die auf die Fed-Zinssitzung Mitte Dezember bedeutenden Einfluss hätten.
Am Donnerstag gilt daher die Aufmerksamkeit den persönlichen Einkommen und Ausgaben der US-Bürger sowie dem von der US-Notenbank Fed bevorzugten Inflationsindikator PCE. In der Kernrate der privaten Konsumausgaben werden die schwankungsfreudigen Preise für Lebensmittel und Energie ausgeschlossen.
Während die Deutsche Bank mit gleichbleibendem Preisdruck rechnet, erwarten die Experten der Commerzbank ein Nachlassen des Preisdrucks. Allerdings liege die Teuerung auch dann immer noch klar über dem Fed-Ziel von zwei Prozent. Derzeit wird am Markt nicht von weiteren Zinsanhebungen in den USA ausgegangen. Immerhin wurden die Leitzinsen seit März 2022 um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben. Die Fed signalisierte zudem inzwischen ein vorsichtigeres geldpolitisches Vorgehen. Am Mittwoch legt die Notenbank noch ihr Beige Book vor.
Am Freitag steht der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe im Blick. Der Stimmungsindikator für die US-Industrie dürfte sich laut der Deutsche-Bank-Expertin etwas erholt haben, aber unter der Schwelle von 50 Punkten bleiben. Erst ein Wert darüber deutet auf Expansion hin.
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Inflation im November?
In der Euro-Region sollten ebenfalls vor allem die Inflationsdaten im November im Mittelpunkt stehen. Sie werden am Mittwoch und Donnerstag veröffentlicht. Nachdem die Inflation im Oktober deutlich gefallen war, rechnen Experten für den zu Ende gehenden Monat mit einem leichten Rückgang. Doch dieses Mal dürfte der Grund dafür laut Commerzbank nicht die Entwicklung der Energiepreise sein, sondern der geringere Anstieg der Preise für Lebensmittel und nicht-energetische Waren.
Im Oktober hatte die Inflationsrate mit 2,9 Prozent den niedrigsten Stand seit über zwei Jahren erreicht. Am Dienstag steht zudem das GfK-Verbrauchervertrauen für Dezember auf der Konjunktur-Agenda.
Unternehmen laden zu Kapitalmarkttagen
Am Dienstag gilt RWE die Aufmerksamkeit, denn der Energiekonzern lädt zum Kapitalmarkttag. JPMorgan-Analyst Vinvent Ayral ist optimistisch gestimmt und erwartet, dass das Management profitables Wachstum prognostizieren wird. Dabei könnten auch die Ertragsziele für das Segment Alternative Energien erhöht werden. Zu ihrem Kapitalmarkttag laden am Donnerstag außerdem der Technologie-Konzern Jenoptik, Wafer-Hersteller Siltronic und der Großküchen-Ausstatter Rational ein.
Vom Immobilienkonzern Aroundtown erwartet Analyst Andre Remke von der Baader Bank am Mittwoch "solide Neunmonats-Zahlen und eine Bestätigung der Jahresziele".
Relativ positiv gestimmt sind Analysten zudem für den US-Software-Konzern Salesforce, der am Donnerstag über sein drittes Quartal berichten wird. Dessen Zahlen und Prognosen dürften hierzulande vor allem auf SAP Auswirkungen haben.
Am Freitag wird die Deutsche-Börse-Tochter Stoxx etwaige Änderungen in den großen europäischen Indizes, dem EuroStoxx 50 und Stoxx Europe 50 bekannt geben. Änderungen werden aktuell aber nicht erwartet. (Mit Material von dpa-AFX)
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