Der DAX hat am Freitag mit 18.002 Zählern nur einen Hauch über der psychologisch wichtigen 18.000-Punkte-Marke geschlossen. Nachdem der Index zuvor jedoch zeitweise unter diese Marke gerutscht war, bleiben die Aussichten für den deutschen Leitindex in der kommenden Handelswoche trüb. Der Wochenausblick.
Die vergangene Handelswoche war für DAX-Anleger rabenschwarz: Um 2,96 Prozent ging es für den DAX auf Sicht der letzten fünf Handelstage nach unten. Damit beläuft sich die Performance seit Jahresbeginn nur noch auf ein Plus von 7,3 Prozent. In der Spitze waren es dagegen mehr als 12,5 Prozent. Dennoch scheint die Korrektur noch nicht beendet zu sein: Die China-Zolldebatte und auch die französischen Parlamentswahlen könnten in der kommenden Woche für Unruhe sorgen.
Hauptgrund für die schwache Performance in der vergangenen Woche war die Diskussion um Strafzölle der EU auf Elektroautos aus chinesischer Produktion, auf die China mit Gegenmaßnahmen reagieren will, sollte die EU tatsächlich Zölle einführen. Vor diesem Hintergrund mussten die deutschen Automobilhersteller, für die China mittlerweile der wichtigste Absatzmarkt ist, deutliche Kursverluste hinnehmen. Die Aktie der Porsche AG fiel in diesem Zuge auf ein Rekordtief bei 69,00 Euro, für die VW-Vorzüge ging es um 6,7 Prozent nach unten, BMW-Papiere büßten vier Prozent ein und die Mercedes-Benz-Aktie gab um zweieinhalb Prozent nach.
Die von der EU angedrohten Strafzölle auf chinesische Elektroautos und mögliche Vergeltungsmaßnahmen könnten sich jedoch als nicht so gravierend erweisen, wie von einigen Anlegern befürchtet. Zum einen ist eine Einigung zwischen den Streitparteien bis zur ersten Juliwoche noch möglich, so dass die Strafzölle nicht in Kraft treten würden.
Zum anderen sind Ausmaß und Wirksamkeit der angekündigten chinesischen Reaktion ungewiss, „zumal die chinesische Wirtschaftsentwicklung derzeit mehr denn je vom Außenhandel abhängt“, wie Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Dekabank betont. Die am Montag anstehenden Daten zur Industrieproduktion werden neue Erkenntnisse über den Zustand der chinesischen Wirtschaft liefern. Laut der Dekabank war das verarbeitende Gewerbe in den vergangenen Monaten die wichtigste Stütze.
Gewinnmitnahmen bei Rheinmetall setzten den DAX am Freitag zusätzlich unter Druck: Die Aktie verlor zeitweise rund neun Prozent, bevor eine Stabilisierung einsetzte. Ausschlaggebend dafür waren Käufer, die knapp unter der 500-Euro-Marke eine Chance witterten. Zu diesen gehörte auch Rheinmetall-Chef Armin Papperger, der Aktien im Wert von rund 300.000 Euro zu einem Durchschnittskurs von 485,80 Euro kaufte.
+ finanztreff.de: Rheinmetall: Konzernchef Papperger kauft nach
Das Chartbild des DAX hat sich in der vergangenen Woche deutlich eingetrübt. Mit dem Fall unter den GD50 bei 18.343 Punkten lieferte der deutsche Leitindex ein gültiges Verkaufssignal und durchbrach am Freitag auch die 18.000-Punkte-Marke. Zwar konnte diese auf Schlusskursbasis mit 18.002 Punkten knapp zurückerobert werden, dennoch dürfte die Marke vorerst umkämpft bleiben. Sollte der Kurs wieder darunter fallen, fungieren der GD100 bei 17.937 Punkten und das Apriltief bei 17.737 Punkten auf Schlusskursbasis als Unterstützungen.
Es gibt aber auch Anzeichen für eine Erholung. Neben dem Schlusskurs über der Marke von 18.000 Punkten setzt Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba darauf, dass die anstehenden US-Daten zu den wichtigen Einzelhandelsumsätzen und zur Industrieproduktion „die Hoffnungen auf eine Zinssenkung der Fed im September nicht dämpfen“. Außerdem sollten die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie in der Eurozone sowie der deutsche ZEW-Index weiter eine konjunkturelle Erholung signalisieren. Den Aktienmärkten traut Windt daher eine zumindest moderate Erholung von den jüngsten Rückschlägen zu.
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Spannend dürften auch die Parlamentswahlen in Frankreich werden. Präsident Emmanuel Macron hatte nach dem schlechten Abschneiden seiner Partei bei den Europawahlen eine Neuwahl des nationalen Parlaments angeordnet. Der erste Wahlgang soll bereits Ende Juni stattfinden, die in vielen Fällen wohl notwendige Stichwahl eine Woche später. Es ist zu befürchten, dass Marine Le Pens rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) – ähnlich wie bei den Europawahlen – einen klaren Sieg erringen wird.
Macrons Coup setzte nicht nur den französischen Aktienmarkt unter Druck, sondern führte auch zu einem deutlichen Anstieg der Risikoaufschläge auf französische und italienische Staatsanleihen. Eine rechtspopulistische Regierung könnte "den Reformkurs Frankreichs in einer ohnehin angespannten Haushaltslage deutlich erschweren", warnt Helaba-Expertin Windt. Zudem drohten mit dem Erstarken rechter Parteien, die mehr nationale Souveränität in Europa fordern, die Konflikte um die europäische Schuldenpolitik wieder aufzubrechen.
Auf der Terminseite stehen, wie bereits erwähnt, am Montag frische Daten zur Industrieproduktion in China auf dem Programm. Am Dienstag folgen Zahlen US-Einzelhandel und zur Industrieproduktion sowie der ZEW-Index. Zur Wochenmitte bleibt die Wall Street wegen des Feiertags "Juneteenth" geschlossen. Am Donnerstag dürfte die Zinsentscheidung der britischen Notenbank einen Blick wert sein und am Freitag stehen neben dem großen Verfallstag an den Terminbörsen (Hexensabbat) die Einkaufsmanagerindizes der Industrie aus der Eurozone und den USA auf der Agenda.
Neben Kapitalmarktveranstaltungen des Diagnostikspezialisten Qiagen am Montagabend sowie des Konsumgüterherstellers Beiersdorf am Dienstag zeichnen sich keine wichtigen Termine ab. Hauptversammlungen finden derweil bei Jenoptik (Dienstag), Delivery Hero (Mittwoch) und Qiagen (Freitag) statt.
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