Die Androhung europäischer Sonderzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge hat am Donnerstag die Aktionäre hiesiger Autobauer verunsichert. Für VW-Aktien ging es um weitere 2,9 Prozent bergab nach Verlusten am Vortag. Aber auch die Kurse der Premium-Hersteller Porsche AG, Mercedes-Benz und BMW sanken erneut um bis zu 4,2 Prozent. Der europäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts war mit minus 2,1 Prozent das Schlusslicht in der Sektorwertung. BYD-Papiere dagegen waren gefragt.
Marktbeobachter Andreas Lipkow warnt davor, dass die geplanten Strafzölle auf Elektroautos aus China sehr schnell nach hinten losgehen könnten. Experten hatten bereits am Vortag vor einer Reaktion Chinas gewarnt und darauf hingewiesen, dass mittlerweile auch deutsche Hersteller Autos aus Fernost nach Europa importierten. Auch diese Einfuhren würden durch Zölle verteuert, hieß es.
Ganz im Gegensatz zu den hiesigen Märkten reagierten die Anleger in Asien bei Autowerten positiv: Der Kurs von BYD zum Beispiel zog in Shanghai um mehr als vier Prozent an. Ein Händler sagte, durch die Neuigkeiten werde ein großer Unsicherheitsfaktor von den Aktien chinesischer Hersteller genommen. Am Markt hieß es, die Preisvorteile von BYD sollten durch die Zölle wohl nicht beeinträchtigt werden. Auch die Papiere der Hersteller Nio, Li Auto und Geely verbuchten in China Kursgewinne.
Für die Titel der Porsche AG bedeuteten die Kursverluste am Donnerstag ein weiteres Rekordtief. VW fielen auf ein Tief seit Dezember vergangenen Jahres, während BMW auf dem niedrigsten Niveau seit November gehandelt werden. Mercedes-Benz sind derzeit so günstig wie letztmals Anfang Februar.
Wenn die Europäische Kommission einen Zoll von 30 Prozent auf chinesische Elektrofahrzeuge festlegen sollte, wäre das als positiv für chinesische Marken wie BYD zu werten, schrieben die Analysten der Citigroup bereits zu Beginn der Woche in einer Studie.
„Dann könnten die Exporte nach Europa von BYD immer noch eine Gewinnmarge von mehr als 7,0 Prozent erzielen“, schrieb Analyst Jeff Chung in einer Notiz. „Dies ist immer noch viel besser als der Nettogewinn pro Auto auf dem chinesischen Inlandsmarkt“, ergänzte Chung. Aktuell würde BYD mit Zöllen von rund 17 Prozent belegt werden.
Die nächste Phase des Handelskonflikts zwischen der EU und China steht bevor. Unabhängig von der Höhe der Zölle dürfte der langfristige Trend bei Chinas EV-Exporten mit oder ohne Europa solide bleiben. Für deutsche Automobil-Hersteller, speziell was den Premium- und Luxus-Bereich betrifft, wird es schwierig. Sollte China Zölle auf Verbrennungsmotoren umsetzen, drohen weitere Marktanteilsverluste in China vor allem für Porsche. In den letzten Wochen wurde allerdings bereits viel eingereist. Interessant wird das Kursniveau von Mercedes-Benz. VW ist kein Kauf.
BYD dagegen wird in Zukunft mit seinen Marken BYD, Denza, Fang Cheng Bao, Yangwang für jedes Marktsegment das passende Produkt im Angebot haben. Die Verkäufe in den Märkten außerhalb Chinas werden steigen, was die Margen erhöhen wird. Halten!