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Neue Serie: Rohstoffe einfach erklärt – heute: Silber-Future

Neue Serie: Rohstoffe einfach erklärt – heute: Silber-Future
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02.01.2021 ‧ Markus Hechler

Silber wird von den Menschen seit ca. 5.000 v. Chr. verarbeitet, die ersten Minen entstanden wohl um 3.000 v. Chr. in Anatolien in der Türkei. Silber war der Menschheit noch vor Gold, Kupfer, Blei und Eisen bekannt. Als Zahlungsmittel wurden Silbermünzen auch erstmals in Lydien ca. 600 v. Chr. verwendet, die Bedeutung von Silbermünzen nahm in den folgenden Jahrhunderten stetig zu, meist repräsentieren sie Münzen mittleren Wertes. 

Der größte Silberproduzent im Mittelalter war das in Österreich gelegene Schwaz, dort wurde mehr als 80% des gesamten Silbers in Tirol gewonnen. Zeitweise war Silber wertvoller als Gold, zum Vergleich, heute müssen mehr als 100 Unzen Silber für eine Unze Gold bezahlt werden (Stand Mai 2020). 

Mit der Entdeckung Amerikas wurden von den Spaniern große Silbervorkommen in Lateinamerika abgebaut, eine Entwicklung, die den Wert von Silber negativ beeinflusste. In vielen Bereichen der Wirtschaft nahm die Bedeutung von Silber, durch Neuentdeckungen wie zum Beispiel rostfreiem Stahl, nach und nach ab. 

Heute ist Silber nach wie vor wichtig bei der Schmuck-, Besteck und Münzproduktion und wird aufgrund der hohen Leitfähigkeit des Metalls oft in der Industrie verwendet. Vielen Menschen dient Silber heutzutage auch als Absicherung vor steigender Inflation.

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Der langfristige Chart von Silber

Silber: wieder gefragt bei den Anlegern

Silber stieg von seinem Tiefststand im Januar 1972 bei 1,445 US-Dollar im Zuge der großen Spekulation der Hunt Brüder um 2.830 Prozent bis auf 41,5 US-Dollar. Nach dem darauffolgenden scharfen Einbruch auf 4,78 US-Dollar benötigte Silber mehr als 25 Jahre um sich wieder über der 15-US-Dollar-Marke zu etablieren. Im April 2011 wurde das alte Hoch aus den 80er Jahren überwunden und der Silber Future markierte bei 49,82 US-Dollar ein neues All-Time-High. Seitdem befindet sich Silber in einem Abwärtstrend. Silber konnte im Jahr 2020 jedoch von den Tiefstständen einiges aufholen.

Der kleine Bruder von Gold

Viele sehen Silber als den kleinen Bruder von Gold an. Weltweit belief sich die Produktion 2018 auf ca. 27.000 metrische Tonnen. Die Produktion von Silber erfolgt oft als Nebenprodukt bei der Förderung anderer Metalle, wie zum Beispiel Blei, Zink und Kupfer. In den mexikanischen Silberminen wurde mit ca. 6.120 Tonnen am meisten produziert, auf den Plätzen zwei und drei liegen Peru und China mit 4.160 Tonnen und 3.570 Tonnen. Die Silberreserven beliefen sich in 2018 auf ca. 560.000 Tonnen weltweit, was einem Wachstum von ca. 9,80 Prozent seit dem Jahr 2010 entspricht. Der größte Importeur von Silber ist die USA, gefolgt von Indien und Großbritannien.

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Gold/Silber Ratio

Der Corner-Versuch der Gebrüder Hunt

Die Familie Hunt hatte in den 30er Jahren schon Millionen Dollar im Ölgeschäft verdient, Anfang der 70er begannen die Brüder Nelson und Herbert mit den Aufkäufen von Silbervorräten. Sie waren der Überzeugung, dass Papiergeld keine Zukunft hat.

Eine rasch steigende Inflation, der Vietnamkrieg und andere Krisen bewegten sie dazu in physisches Silber zu investieren. Vergleicht man die damalige Situation mit der heutigen, ist es durchaus angebracht Parallelen zu ziehen. Die Notenbanken drucken Geld in einem noch nie dagewesenen Ausmaß, die Zinsen fallen immer weiter und die Glaubwürdigkeit in unser Geldsystem ist so niedrig wie nie zuvor.

Zurück in die 70er Jahre: Die zwei Spekulanten begannen 200.000 Unzen Silber bei 1,50 US-Dollar zu kaufen, der Preis stieg innerhalb von drei Jahren auf drei US-Dollar. Ihre Position wurde immer größer, 1974 waren es schon 55 Millionen Unzen und Silber notierte bei sechs US-Dollar. Mit der Hilfe von arabischen Investoren und durch den Einsatz von Krediten kauften die Brüder weitere 40 Millionen Unzen. Als Sicherheit wurden die Silbermengen hinterlegt, der Preis kletterte auf 16 US-Dollar. Die Gier kannte keine Grenzen mehr, es wurden über den Terminmarkt auch Futures gekauft, die sie sich teilweise ausliefern ließen. 

Aus Angst, der Staat könnte ihren Silberbesitz konfiszieren (Goldverbot von 1933-1974), wurden rund 40 Millionen Unzen aus dem Land gebracht und fast sämtliche Tresore in der Schweiz befüllt. Zum Höhepunkt dieses Kaufrausches besaßen die Gebrüder Hunt rund 150 Millionen Unzen Silber (ca. 5.000 Tonnen), sowie rund 200 Millionen Unzen an der Terminbörse Comex. 

Zur damaligen Zeit entsprach dies fast 2/3 der US-Vorräte und 15% der weltweiten Silbervorräte. Der Markt war „gecornert“! Jetzt reagierte die Börsenaufsicht und die Comex. Es wurde Investoren nur noch gestattet maximal drei Millionen Kontrakte zu halten, wer mehr besaß musste bis Ende Februar 1980 liquidieren. 

Die Hunts waren sich sicher, dass durch diese Restriktionen Silber knapp wurde, sie kauften weiter physische Ware auf. Der Preis stieg von 30 US-Dollar bis auf 50 US-Dollar Ende Januar. Die Börse setzte den Handel am Terminmarkt aus und ließ nur noch Verkäufe (liquidation only trading) zu, der Silberpreis kollabierte und notierte Ende März 1980 unter 20 US-Dollar. 

Am 27.03.1980, dem „Silver Thursday“ fiel der Silberpreis bis auf 10,8 US-Dollar, die Gebrüder hatten durch den rapiden Wertverfall des Metalls plötzlich 1,5 Milliarden US-Dollar Schulden und waren pleite.

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Die Gebrüder Hunt

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