Die Profis vom ALGOreport zeigen auf, welche Rohstoffe Anleger 2021 auf der Watchlist haben sollten.
Spannende Zeiten in den Rohstoffmärkten stehen bevor. Spektakuläre Kursverdopplungen an einem Tag wie bei dem Airbnb-IPO oder Totalverluste wie bei Wirecard wird es voraussichtlich mit Commodity-Futures nicht geben – die Rohstoffbörsen sind jedoch alles andere als langweilig. Betrachtet man das große Bild, wird schnell deutlich, dass es nach den „Corona-Lows“ im März 2020 nicht nur an den Aktienmärkten zu einer beeindruckenden Rallye kam. Auch Crude Oil konnte sich von 20 Dollar mehr als verdoppeln und auch ein wenig beachteter Rohstoff wie beispielsweise der Holz-Future weist eine Performance von plus 150 Prozent auf. Im Vergleich zu den Aktienmärkten sind die Rohstoffmärkte nicht nur aktuell, sondern auch historisch „günstig“ bewertet – wie der Vergleichschart oben links zeigt.
Morgan Stanley geht für das Jahr 2021 von weiteren 2,8 Billionen Dollar zusätzlicher Liquidität aus, die von den Notenbanken in die Märkte gepumpt werden. Diese inflationären Tendenzen sowie ein schwächerer US-Dollar sollten gerade den Rohstoffen einen weiteren Auftrieb bescheren. Die wirtschaftliche Erholung von China zeigt aktuell keine Schwäche, die Wachstumsprognosen des BIP für 2021 liegen mittlerweile deutlich über 2018/19 und wirken sich unmittelbar auf die Rohstoffpreise aus. Die Folge: China importiert wieder mehr Öl und der Crude Oil Future ist seit seinen Tiefstständen Anfang November um fast 40 Prozent gestiegen.
Heißer Kaffee
Starbucks will in China weitere 600 Filialen eröffnen, was steigende Kaffeepreise zur Folge haben wird. Der Kaffee-Future konnte seit den November-Tiefstständen knapp 20 Prozent gewinnen und ist nach oben ausgebrochen. ALGOreport-Leser sind seit dem 11. November long und könnten auch wegen der saisonalen Historie mit weiter steigenden Kursen zum Jahresende rechnen.
Kommt es wie von den meisten Experten vorhergesagt zum Einsatz eines wirksamen Impfstoffes und damit zu einem Abklingen der Corona-Pandemie, stehen die Wachstums-Ampeln weltweit auf Grün. Auch das wird die Nachfrage nach Rohstoffen weiter anheizen. Doch nicht nur mit steigenden Kursen kann Geld verdient werden, da sich auch immer wieder interessante Short-Set-ups anbieten, die mithilfe einer Auswertung der wöchentlich erscheinenden Commitment-of-Traders-Daten (CoT) identifiziert werden können. Da es gerade im Rohstoff-Trading wichtig ist, zu analysieren, wie die Produzenten positioniert sind, können mit diesen Daten vermeintliche Höchst- und Tiefststände antizipiert werden.
Bei Kupfer wird die Luft dünn ...
Aktuell haben etwa die Kupferproduzenten in einem seit März steigenden Markt eine historisch große Short-Position aufgebaut, die den Schluss zulässt, dass die „Profis“ nicht an einen weiteren Anstieg glauben und somit die „Luft langsam dünn“ wird. Der Produzent eines Rohstoffes sollte über einen gewissen Informationsvorsprung bezüglich seines Produktes gegenüber anderen Marktteilnehmern verfügen und sich dementsprechend ausrichten. In der Vergangenheit waren solche extremen Positionierungen oft der Wendepunkt, zumal sich beim Kupfer-Future im Bereich der 355-US-Cent-Marke auch ein charttechnischer Widerstand ausmachen lässt.
Jahresendspurt bei Silber?
Ein weiteres unterschätztes Werkzeug bei der Rohstoffanalyse ist die saisonale Entwicklung, die nicht nur in den Getreidemärkten eine wichtige Rolle spielt. Am Beispiel Silber kann gut belegt werden, dass es zum Jahresende in der Historie oft zu einer Rallye kam, die wir uns auch 2020 mit einer Long-Position zunutze machen wollen. Im Chart ist deutlich zu erkennen, wie selbst die bearishe saisonale Prognose zum Jahresende nach oben geht. In den letzten Jahren stieg der Silber-Future von Mitte Dezember in den folgenden Wochen um mindestens zehn Prozent an und bescherte den Edelmetallbullen einen erfolgreichen Start ins neue Jahr.
Dieser Artikel ist in DER AKTIONÄR Nr. 52/20 + 53/20 erschienen, welches Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.