Der Goldpreis hat das Jahr 2021 mit einem Minus von knapp vier Prozent abgeschlossen. Kein Drama, möchte man meinen. Doch für zahlreiche Analysten ist das Grund genug, für das Jahr 2022 schwarz zu sehen. Jetzt reiht sich auch die amerikanische Großbank JPMorgan bei den Goldbären ein. Ihre Prognose: Bis zum vierten Quartal wird Gold auf 1.520 Dollar fallen.
Nach Ansicht der Rohstoffanalysten von JPMorgan Global Research wird der Goldmarkt der geplanten Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve im Jahr 2022 nicht standhalten können. Die Bank davon aus, dass die Goldpreise bis Ende nächsten Jahres auf das Niveau vor der Pandemie zurückgehen werden. „Eine Abkehr von der ultra-akkommodierenden Politik der Zentralbanken wird sich im Laufe des Jahres 2022 eindeutig negativ auf Gold und Silber auswirken“, so die Analysten. „Von einem Durchschnittspreis von 1.765 Dollar im ersten Quartal wird der Goldpreis im Laufe des nächsten Jahres kontinuierlich auf einen Durchschnittspreis von 1.520 Dollar im vierten Quartal sinken.“
Diese Aussichten ergeben sich aus der Tatsache, dass die Federal Reserve plant, ihre monatlichen Anleihekäufe im März zu beenden und die Zinssätze dreimal anzuheben. Derzeit beginnen die Märkte, die erste Zinserhöhung im Mai einzupreisen. „Angesichts des robusten wirtschaftlichen Umfelds kann die Kurve Anfang 2022 kurzzeitig steiler werden, und die 10-jährigen Renditen dürften bis Mitte des Jahres auf 2 Prozent und bis Ende 2022 auf 2,25 Prozent steigen“, so Jay Barry, Head of US-Dollar and Bond Strategy.
Während die US-Bank für Gold bis 2022 eine pessimistische Haltung einnimmt, ist sie für den Rest des Rohstoffkomplexes optimistisch. „Rohstoffe sind auf dem besten Weg, das stärkste Renditejahr seit Anfang der 2000er Jahre zu erzielen. Ein konstruktiver Wirtschaftsausblick, erschöpfte Lagerbestände und ein Angebot, das noch damit kämpft, auf die wiederauflebende Nachfrage zu reagieren, deuten auf ein zweites Jahr in Folge mit positiven zweistelligen Rohstoffrenditen im Jahr 2022 hin“, sagte Natasha Kaneva, Leiterin der globalen Rohstoffstrategie bei JPMorgan.
Auch wenn wir uns an dieser Stelle wiederholen: Die vielfach heraufbeschworene negative Korrelation zwischen Goldpreis und Zinsen ist so historisch nicht belegbar. Häufig kommt es im Vorfeld eines Zinsschritts zu Verwerfungen und Gold steigt mit den Zinsen. Dementsprechend könnte tatsächlich der Goldpreis ein stärkeres zweites als erstes Halbjahr verzeichnen.