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30.12.2021 Markus Bußler

Gold und das Märchen von der vorübergehenden Inflation

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Gold

Nun hat es also auch die US-Notenbank verstanden. Jerome Powell sagte kürzlich vor dem Kongress, es sei wohl ein guter Zeitpunkt, das Wörtchen „vorübergehend“ in Zusammenhang mit der Inflation zu streichen. Respekt! Damit hat die Notenbank das erkannt, was jeder Bürger, der eine Wohnung mieten, ein Haus bauen, ein gebrauchtes Auto kaufen will oder schlicht und ergreifend mehrmals wöchentlich einkaufen geht, längst gespürt hat. Die Preise steigen. Und das nicht gerade langsam.

Nun scheint die US-Notenbank erstmals begriffen zu haben, dass die Inflation ein ernstes Problem ist. Das Tapering wurde eingeleitet, also der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik. Die Anleihekäufe werden zurückgefahren und sollen im kommenden März schließlich ganz enden. Für das Jahr 2022 hat die Fed nun drei Zinserhöhungen angekündigt. Ein neuer Zinsanhebungszyklus scheint ins Haus zu stehen. Damit soll die Inflation bekämpft werden.

Gut möglich, dass wir schon im Frühjahr einen Rückgang der Inflation sehen werden. Der Basiseffekt ebbt ab, die Lieferketten beginnen allmählich wieder zu funktionieren (auch wenn diejenigen, die von Chiplieferungen abhängig sind, das noch anders sehen werden). Das dürfte die US-Notenbank vermutlich als Erfolg ihrer Bemühungen im Kampf gegen die Inflation feiern. Doch das Tückische daran. Die Inflation verläuft in Wellen – fast ein wenig wie Corona. Eine niedrigere Inflation könnte die Ambitionen auf einen neuen Zinsanhebungszyklus der Notenbank rasch ausbremsen. Dazu gesellt sich ohnehin die Frage: Wie hoch können die Zinsen angesichts der rekordhohen Verschuldung steigen? Ronald Stöferle twitterte kürzlich, diese werde der kürzeste und seichteste Zinsanhebungszyklus in der Geschichte werden.

Der wahre Chef der Fed ist die Wall Street. Aktuell eilt der S&P wieder von Hoch zu Hoch. Doch sollte der S&P einmal einknicken, wer glaubt wirklich, dass die US-Notenbank noch einmal Öl in das Feuer gießen würde in Form einer Zinsanhebung?

Als die US-Notenbank Mitte vergangenes Jahr erstmals das Wörtchen Tapering in den Mund genommen hat, rauschte der Goldpreis in die Tiefe – trotz steigender Inflation. Die Angst vor einer aggressiven Zinspolitik der US-Notenbank war geboren. Eine surreale Angst. Doch selbst als die Notenbank in ihrer Dezember-Sitzung einen rascheren Ausstieg aus den Anleihekäufen angekündigt hat, kam bei Gold kein Druck mehr auf. Mehr noch, der Goldpreis drehte ins Plus. Ein Muster, das man öfter in der Geschichte beobachten konnte. Die Angst vor einer Straffung der Geldpolitik war meist größer als die Maßnahmen selbst. Schon 2004 bis 2007 kletterte der Goldpreis Hand in Hand mit steigenden Zinsen nach oben. 2015 drehte der Goldpreis nach seinem Bärenmarkt seit 2013 nachhaltig nach oben – just in dem Moment, als die Notenbank die Zinsen anhob.

Es ist erstaunlich, dass einige Analysten nach wie vor dieses Klischee „Höhere Zinsen = niedrigerer Goldpreis“ für ihre Analysen bemühen. Eine inverse Korrelation, die sich so historisch nicht belegen lässt. Auf einer schlicht falschen Prämisse bauen seitenlangen Analysen auf. Das wäre so, als würden Sie zum Arzt gehen und sagen, mich hat eine Biene in den Finger gestochen, seitdem habe ich eine Schwellung am Fuß.

Was bedeutet das Ganze für 2022? Wenn die Notenbank wirklich wie geplant bis zum März aus ihrem Anleihekaufprogramm aussteigt, wird der erste Zinsschritt in den Blick der Anleger rücken. Vor dieser „historischen Sitzung“ (ich bin mir sicher, einige Medien werden diesen Ausdruck gebrauchen) wird viel Angst geschürt werden. Wie Sie wissen, sind die Finanzmärkte häufig von Angst und Gier gesteuert. Ich will Ihnen nichts vormachen: Das kann durchaus noch einmal für Druck bei Gold sorgen. Doch wenn der Markt erkennt – und ich denke, der Markt wird das rasch erkennen –, dass wir nicht in zwei Jahren einen Notenbankzins von vier oder fünf Prozent haben, sondern die Notenbank vielleicht sogar rascher diese Zinsanhebungsphase beendet, als heute einer vermuten mag, dürfte der Goldpreis wieder in Richtung der Hochs aus dem Jahr 2020 steigen.

Und die Minenaktien? Die zittern schon die ganze Zeit vor einem großen Goldpreisrutsch. Während die Aktien zittern, verdienen die Unternehmen prächtig. Nachdem der GDX über 20 Prozent im Jahr 2021 verloren hat, dürften wir 2022 eine Erholung sehen. Wobei ich denke, dass das Gros der Erholung in der zweiten Jahreshälfte sein dürfte. Mit anderen Worten: In den kommenden Wochen heißt es, sich zu positionieren. Sie alle wissen: Wenn die Minen einmal laufen, dann gibt es nur sehr selten eine bequeme Einstiegschance.

2022 wird ein spannendes Jahr. Für Goldanleger dürfte es aber nach dem eher enttäuschenden Jahr 2021 ein besseres Jahr werden. Zumal dann, wenn der Markt erkennt, dass die US-Notenbank längst in der Null-Zinsfalle sitzt und der Zinsanhebungszyklus nur ein laues Lüftchen sein wird.

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