Gold fließt nach wie vor von London nach New York. Angst vor Zöllen? Für viele ist das nur ein vorgeschobener Grund. Es gibt jede Menge Theorien, was aktuell auf dem Goldmarkt vor sich geht. Vieles davon wird vom Mainstream als Verschwörungstheorie abgetan. Aber ist es das wirklich? Ein paar Gedanken zu den gängigsten Theorien, Vermutungen und Gerüchten.
1. Das Gold in Fort Knox ist nicht mehr da und Banken schaffen nun Gold von London nach New York, um die Bestände vor einer möglichen Prüfung wieder aufzufüllen.
Was spricht dafür? Die Bestände in Fort Knox wurden letztmals Anfang der 1970er Jahre einer eingehenden Prüfung unterzogen. Seitdem gab es zwei stichprobenartige Visiten, die aber alles andere als transparent gewesen sind. Wenn das gesamte Gold noch vorhanden ist, wieso macht man ein derartiges Geheimnis daraus? Angeblich wurden auch Kontrollen von Gouverneuren untersagt. Das schürt die Vermutung, dass hier etwas verheimlicht werden soll. Wurde das Gold verliehen und haben Banken damit viele Jahre spekuliert?
Was spricht dagegen? Die Goldbarren haben Nummern, die in einem Verzeichnis aufgenommen sind. Selbst wenn man nun Barren liefern würde, wären das nicht die Barren die eigentlich eingelagert sein sollten. Das würde bei einer wirklich unabhängigen Prüfung Fragen aufwerfen. Dazu kommt: Die Verlagerung begann direkt nach der Wahl von Donald Trump. Donald Trump wurde aber bereits 2016 zum ersten Mal zum Präsidenten gewählt. Damals gab es keine solchen Transporte. Woher also wusste der Markt also direkt nach der Wahl, dass es dieses Mal eine Prüfung geben könnte, bei der ersten Wahl von Donald Trump aber nicht? Zudem wurden auch Silber und Kupfer von London nach New York geschafft. Das aber kann nichts mit Fort Knox zu tun haben.
Meinung: Es scheint mehr hinter den Gold-Verlagerungen zu stecken als nur die Angst vor Zöllen durch Donald Trump. Doch ob das Gold wirklich in Fort Knox fehlt oder die Banken schlicht Angst vor Lieferverpflichtungen haben, die sie andernfalls nicht erfüllen könnten, steht auf einem anderen Blatt. Dass das Ganze nun kurz vor einem potenziellen Audit stattfindet, schürt natürlich die Theorien. Doch sind wir ehrlich: Sollte den Banken mit Absicht die Zeit gegeben werden, potenzielle Fehlbestände in Fort Knox auszugleichen, dann wird es aller Voraussicht nach nie bekannt werden.
2. Die USA könnten ihre Währung teilweise mit Gold hinterlegen.
Was spricht dafür? Mehr und mehr Staaten wenden sich bei neuen Verträgen vom Petrodollar ab. Der Aufstieg des Goldpreises, aber auch der Aufstieg des Bitcoins sind zudem Zeichen dafür, dass ein gewisses Misstrauen gegen Fiat-Währungen im Allgemeinen aber auch den Dollar im Besonderen wächst. China kauft seit Jahren Gold, die Bestände dort wachsen. Würden die USA den Dollar teilweise mit Gold hinterlegen, dann würde das die Glaubwürdigkeit des Dollars ungemein erhöhen und die Dollardominanz dürfte erst einmal wieder gesichert sein.
Was spricht dagegen? Vieles! Auch wenn die USA nur einen Teil des Dollar mit Gold hinterlegen möchten, müsste Gold deutlich höher notieren. Man hört in diesem Zusammenhang immer wieder, die USA würden den Goldpreis einfach bei einem höhen Kurs, beispielsweise 20.000 Dollar je Unze fixen. Doch die Zeiten, in denen der Goldpreis primär durch die USA bestimmt wird, sind vorüber. Es gibt auch wichtige Handelsplätze außerhalb der USA. London beispielsweise und Shanghai. Aber auch in den Emiraten wird Gold immer mehr geschätzt. Diese Märkte einfach aushebeln und den Goldpreis mal eben fixieren, dürfte kaum möglich sein. Zudem haben gerade die vergangenen Jahre gezeigt, dass die Notenbanken flexibel bleiben müssen. Diese Flexibilität würde man sich mit einer teilgedeckten Währung teilweise berauben.
Meinung: Es ist unwahrscheinlich, dass die USA den Dollar wirklich mit Gold hinterlegen wollen. Das dürfte schon praktisch kaum umsetzbar sein.
3. Die USA könnten Staatsanleihen künftig mit Gold hinterlegen.
Was spricht dafür? Die USA sitzen in der Schuldenfalle. Die jährlichen Zinszahlungen summieren sich mittlerweile auf über eine Billion Dollar. Eine mit Gold hinterlegte Anleihe könnte eine höhere Sicherheit bedeuten und den Zins deutlich senken. Das würde den USA gut zu Gesicht stehen.
Was spricht dagegen? Einmal abgesehen davon, dass das Ganze ebenfalls praktisch schwer umsetzbar sein dürfte, ist die Frage, welches Zeichen eine solche Hinterlegung von Staatsanleihen mit Gold senden würde. Letztlich würden sich Anleger fragen, wieso die USA das tun, ob das Ausfallrisiko nicht höher ist, als gedacht. Und es gibt noch einen gewaltigen Grund, der dagegenspricht: Würde man neu auszugebende Anleihen mit Gold hinterlegen, was würde dann mit der Rendite (und umgekehrt natürlich mit dem Anleihekurs) der schon im Umlauf befindlichen Staatsanleihen geschehen? Ein solcher Schritt könnte den Anleihemarkt killen. Und das dürfte sicher nicht im Interesse der USA sein.
Meinung: Technisch schwer umsetzbar und mit zahlreichen Fallstricken behaftet, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die USA einen solchen Schritt erwägen.
Sicher könnte man über diese Themen noch lange philosophieren und diskutieren. Und die hier angesprochenen Pros und Contras erheben keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit. Fest steht: Der Goldmarkt ist in Bewegung. Die Verlagerungen von London nach New York dürften andere Gründe haben als nur die Furcht vor Zöllen. Fort Knox bleibt ein Geheimnis und eine wirklich transparente, unabhängige Prüfung wäre wünschenswert. Doch wer hat ein wirkliches Interesse daran?
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