Die Tochter Postbank beschäftigte die Deutsche Bank nicht nur im vergangenen Jahr, sondern ist auch 2024 erneut ein großes Thema. Dabei geht es nicht allein um die drohende Zahlung im Rechtsstreit mit den Altaktionären. Privatkundenvorstand Claudio de Sanctis spricht in einem Interview nun von seinen Plänen für die Zukunft.
Im Interview mit dem Handelsblatt äußert sich de Sanctis zu den massiven Problemen, die vergangenes Jahr bei der Migration der Postbank IT auf Systeme der Deutschen Bank, entstanden. Technisch sei die Migration erfolgreich gewesen. Allerdings sei für ihn die negativste Überraschung gewesen, dass die Prozesse im Bereich Operations teilweise nur schlecht funktioniert hätten. Dort werden die Kundenanfragen verarbeitet.
Mittlerweile seien Bereiche, in den es immer noch zu längeren Bearbeitungszeiten komme, personell verstärkt worden. Zudem sei man dabei, viele Prozesse zu automatisieren und zu digitalisieren. In die Privatkundensparte werde zur Modernisierung ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag investiert. Ein Großteil davon soll laut de Sanctis in die Digitalisierung des Geschäftsmodells fließen.
De Sanctis, der im Vorstand die Verantwortung für das Privatkundengeschäft im Juli 2023 von Karl von Rohr übernommen hatte, sieht noch einiges an Potenzial für dieses Segment. Das schiere Ausmaß des Wachstumspotenzials, das es im breiten Privatkundengeschäft der Deutschen Bank gebe, sei noch größer, als er gedacht habe. „Das ist eine riesige positive Überraschung.“
Die neue Strategie der Postbank setzt für digital aktive Kunden in Zukunft verstärkt auf die bestehende App. Diese soll zukünftig deutlich ausgebaut werden, was Angebot und Funktionen angeht. Die Zahl der Filialen soll auf nur noch 320 sinken, die Partneragentur in externen Geschäften werden bis spätestens Ende 2025 komplett geschlossen.
Aktuell steht bei der Postbank aber ein anderes Thema im Mittelpunkt: Muss die Deutsche Bank bis zu 1,3 Milliarden Euro zahlen, um einen Rechtsstreit mit Altaktionären beilegen zu können? In dieser Höhe wurde bereits eine Rückstellung gebildet. Mittelfristig sind die Ziele der Bank dadurch zwar nicht in Gefahr. Aber das von vielen Marktteilnehmern für das zweite Halbjahr erwartete Aktienrückkauf-Programm wackelt nun.
Am vergangenen Freitag konnte sich die Aktie mit einem Plus aus der Handelswoche verabschieden. Mit etwas Rückenwind vom Gesamtmarkt könnte in der neuen Woche die Marke von 16,00 Euro endlich fallen. Die Aktie ist eine laufende Empfehlung, aber derzeit nur eine Halteposition mit Stopp bei 12,50 Euro.