Die Deutsche Bank wollte im Rahmen ihres Umbaus das Investmentbanking zurückschrauben und auf stabilere Ertragsfelder wie den Vermögensverwalter DWS oder die deutschen Privatkunden setzen. Doch nachdem gerade in den beiden ersten Quartalen das Handelsgeschäft stark anzog, laufen jetzt die anderen Geschäftsfelder im Investmentbanking deutlich besser. Im Vergleich zum Vorjahr kann die Bank in Deutschland sogar ordentlich Boden gut machen.
Als größte deutsche Bank musste das Finanzinstitut in den vergangenen Jahren in verschiedenen Bereichen der Konkurrenz das Feld überlassen. Im Investmentbanking verlor man immer mehr Marktanteile, was auch zur Neuaufstellung des Aktiengeschäfts führte. Aus dem globalen Aktienhandel zog man sich weitgehend zurück. Dafür konnte der Konzern gerade in Deutschland anderswo dazugewinnen.
Deutsche Bank holt deutlich auf
Nach Berechnungen von Refinitiv hat sich die Deutsche Bank in den ersten neun Monaten diesen Jahres auf Platz 5 nach vorne geschoben was die M&A-Beratung mit deutscher Beteiligung angeht. Im vergangenen Jahr war es noch der zehnte Platz. Zwar führt immer noch Goldman Sachs vor JPMorgan. Andere amerikanische Konkurrenten wie Citi oder Bank of America sind aber deutlich abgerutscht. Insgesamt hat der Wert der angekündigten M&A-Deals mit deutscher Beteiligung im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 121 Milliarden Euro zugenommen.
Experten zuversichtlich für M&A
„Seit Juli ist eine deutlich erhöhte Aktivität im Markt spürbar“, sagt Burc Hesse, M&A-Spezialist der in¬ternationalen Kanzlei Latham & Watkins, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Birger Berendes, Head of M&A für Deutschland, Österreich und Schweiz bei der Bank of America, erwartet zudem im Herbst den Beginn einer weltweiten Welle an M&A-Transaktionen, für die neben der hohen Liquidität durch die Notenbanken auch attraktive Bewertungen und eine relativ niedrige Volatilität ausschlaggebend seien. „Zusammengenommen mit den niedrigen Zinsen und mehr als 2 Bill. Dollar investierbarem Kapital bei Finanzinvestoren sind das ideale Voraussetzungen für eine starke M&A-Aktivität“, ergänzt er.
Bisher hat CEO Christian Sewing gute Arbeit bei der Deutschen Bank geleistet. Im Investmentbanking könnte das Geldhaus im Herbst von einer Sonderkonjunktur profitieren. Viele News gab es zuletzt allerdings nicht, weshalb die Aktie keine klare Richtung einschlug. Nun rückt aber die 200-Tage-Linie bei 7,50 Euro immer mehr in den Fokus. Damit wird es wieder spannend, ob der Kurs nach oben wieder abprallt. Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp bei 6,80 Euro. Ein Neueinstieg drängt sich derzeit nicht auf.