Neue Ausbrüche und Lockdowns in China, vielerorts steigende Infektionszahlen, Aussichten auf neue Vakzine und überverkaufte Charts. Die Perspektiven für die Impfstoffbranche hellen sich wieder auf.
Die Aktien der Impfstoffunternehmen haben in den vergangenen Monaten deutlich korrigiert. Zuletzt meldeten sie sich aber mit zum Teil zweistelligen Tagesgewinnen zurück. Der Hauptgrund für das Comeback ist wohl in China zu finden. Dort breitet sich derzeit der schwerste Corona-Ausbruch seit zwei Jahren weiter aus. Sowohl Shenzhen als auch Changchun befinden sich derzeit in einem Lockdown.
Auch in Deutschland nehmen die Infektionszahlen zu. Das Thema Impfungen steht dabei weiter im Vordergrund. Für einen vollständigen Impfschutz gegen Corona sollen einem Gesetzentwurf zufolge ab Oktober drei Einzeldosen erforderlich sein. Bis 2023 könnten weitere folgen. Möglicherweise nimmt die Corona-Impfung in Zukunft einen festen Platz im jährlichen Impfkalender ein.
Mögliche Zulassung im April
Derzeit sind in der EU fünf Corona-Impfstoffe zugelassen. Im April könnte mit VLA2001 von Valneva ein sechster folgen – es wäre der erste klassische Totimpfstoff. Zunächst war die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) noch im ersten Quartal erwartet worden. Nun mussten aber zusätzliche Fragen bearbeitet werden. Valneva ist zuversichtlich, diese schon bald beantworten zu können. Unter der Bedingung, dass der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die Antworten akzeptiert, rechnet Valneva nun mit einer bedingten Zulassung im April. Die Auslieferungen können dann ebenfalls im zweiten Quartal starten. Ein positiver Bescheid dürfte die Aktie deutlich ankurbeln – wie auch die Aktie des Wirkverstärker-Zulieferers für den Impfstoff, Dynavax.
Große Chancen für mRNA-Technologie
Die Top-Akteure am Markt sind aber unverändert BioNTech und Moderna. Und auch bei diesen Firmen tut sich einiges.
Bei BioNTech laufen die klinischen Studien für einen an die Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoff und die Produktion nach Unternehmensangaben weiterhin nach Plan. BioNTech hat versichert, dass das Unternehmen unmittelbar nach der Zulassung mit der Auslieferung beginnen könne. Diese könnte im Mai erfolgen.
Derweil laufen aber auch die Arbeiten bei den weiteren Pipelineprojekten auf Hochtouren. Die BioNTech-Entwickler erwarten, dass mit der mRNA-Technologie bald andere Krankheiten bekämpft werden können. „Wir glauben, dass wir eine Reihe von Erfolgen in den nächsten fünf bis zehn Jahren sehen“, sagte BioNTech-CEO Ugur Sahin. Dass es gelang, einen Impfstoff gegen das Coronavirus in nur zehn Monaten zu entwickeln, habe einen großen Einfluss auf die Medizin, sagte Sahin: „Der Erfolg ist der Beginn einer Ära für mRNA-Therapeutika.“
Bei Moderna stehen derzeit mögliche Kombi-Impfstoffe im Fokus, mit denen gleichzeitig gegen Corona und Grippe geimpft werden kann. Auch die weitere Pipeline ist stark. Bei einem RSV-Impfstoff befindet man sich bereits in Phase 3. Und auch beim HIV-Vakzin mRNA-1574 ist Moderna zuletzt vorangekommen. Der erste Patient wurde in die Studie eingeschlossen.