Der Kryptomarkt kann sich am Freitag von den heftigen Verlusten der vergangenen Tage erholen und die miserable Wochenbilanz noch etwas verbessern. Doch die beiden Coins, die maßgeblich zu den Marktturbulenzen der vergangenen Tage beigetragen haben, kommen selbst in diesem Umfeld auf keinen grünen Zweig mehr.
Der gescheiterte Stablecoin TerraUSD (UST) ist am heutigen Freitagnachmittag der einzige Coin in den Top 100 nach Market Cap, der auf 24-Stunden-Sicht einen deutlichen Verlust von mehr als zwei Prozent verzeichnet. Mit einem Minus von fast 70 Prozent notiert er aktuell bei rund 0,18 Dollar – und damit meilenweit unter dem Zielwert von einem Dollar. Für einen Stablecoin kommt das einer Bankrotterklärung gleich.
Terra ist klinisch tot
Der Schwerster-Coin Terra (LUNA), der durch ein Arbitrage-System eigentlich für Stabilität beim algorithmischen Stablecoin TerraUSD (UST) sorgen sollte, steht allerdings noch schwächer da. Seit UST in dieser Woche die Koppelung an den Dollar verloren hatte, ging es auch mit LUNA in atemberaubendem Tempo bergab.
Wurde der Coin vor rund einem Monat noch zu Höchstkursen von rund 119 Dollar gehandelt, hat er inzwischen fast 100 Prozent an Wert verloren und wird derzeit – wenn überhaupt – noch für den Bruchteil eines Cents gehandelt. LUNA ist damit so gut wie wertlos, wer nicht rechtzeitig noch den Absprung geschafft hat, der sitzt nun auf einem Totalverlust.
Früher Top-Coin, heute wertlos
Besonders bitter: Auch wenn der Kursverlauf von Terra an den skandalösen Niedergang des SQUID-Tokens im November 2021 erinnert, handelte es sich bei LUNA und UST nach bisherigen Erkenntnissen nicht um irgendein hintersinniges Projekt, das bereits mit zwielichtigen Absichten gestartet wurde. Noch in der Vorwoche zählte LUNA zu den zehn größten Kryptowährungen nach Market Cap, während UST der drittgrößte Stablecoin der Welt war.
Entsprechend geschockt sind viele Marktteilnehmer, dass auch prominente und einst so aussichtsreiche Projekte relativ kurzfristig in sich zusammenfallen können. Die Auswirkungen des Desasters bei Terra waren in dieser Woche am gesamten Kryptomarkt zu spüren.
Makro-Gegenwind bleibt
Der erste Schock legt sich zwar langsam und viele Coins starten eine Erholungsrally, doch das Vertrauen ist natürlich erschüttert. Das dürfte die Unsicherheit weiter erhöhen, zumal die Unwägbarkeiten von der Makro-Seite (Inflation, Zinsen, Rezessionsangst und der starke Dollar) sowie die aktuell relativ hohe Korrelation mit dem US-Aktienmarkt als potenzielle Belastung vorerst erhalten bleiben. Eine kurz- oder mittelfristige Rückkehr in den Bullenmarkt scheint unter diesen Vorzeichen eher unwahrscheinlich.
Und dennoch: Rückschläge wie in dieser Woche sind kein Grund, sich grundsätzlich vom Kryptomarkt abzuwenden. Crash dieser Größenordnung gab und gibt es beim Bitcoin immer wieder – und früher oder später hat er sich bislang noch jedes Mal davon erholt. So gesehen kann die aktuelle Schwäche eine Chance sein, um bei etablierten Coins wie Bitcoin und Ethereum vergünstig einzusteigen. Aber erst, wenn sich die Lage mit Blick auf die Charts stabilisiert hat.
Terra (LUNA) und TerraUSD (UST) dienen indes nur noch als mahnendes Beispiel, dass der Kryptomarkt hochspekulativ und manchmal einfach nur brutal ist. Das gilt es bei der Wahl der Investitionssumme stets zu berücksichtigen.