Nach mehreren Tagen mit krassen Kursausschlägen kehrt heute Ruhe am deutschen Markt ein. Der DAX notiert leicht im Minus, die Deutsche Bank kann sich davon absetzen. Trotz 90-tägiger Verhandlungszeit über die US-Zölle bleibt die Lage aber fragil.
Der deutsche Aktienmarkt vollzieht die gestrige Entwicklung der Wall Street nicht in Gänze nach. Dort hatten S&P 500, Dow Jones und Nasdaq 100 nach den historischen Gewinnen am Mittwoch wieder deutlich tiefer geschlossen. Denn US-Präsident Donald Trump hat zwar ein 90-tägiges Verhandlungsfenster für die meisten Staaten der Erde bei den reziproken Zöllen geöffnet. Aber die Basiszölle von zehn Prozent und die Importsteuern auf ausgewählte Güter bleiben in Kraft.
Schlimmer noch: Für chinesische Waren gilt nun ein Satz von 145 Prozent. Da die USA und China bisher wirtschaftlich eng verwoben waren, ist das ein Schock. Auch Deutschland ist stark abhängig von China – ebenso aber bei den Exporten von den USA.
Die Aktie der Deutschen Bank steigt heute gegen den Trend. Damit hat sich nicht nur Anfang der Woche die 200-Tage-Linie bei 16,94 Euro als Unterstützung erwiesen. Die Aktie notiert nun wieder über dem GD100 bei 18,84 und könnte demnächst die 50-Tage-Linie bei 20,53 Euro in Angriff nehmen.
Fundamental ist die Aktie mit einem KGV von 7 günstiger bewertet als die europäische Peergroup, die derzeit auf 8 kommt. Die für das Geschäftsjahr 2025 vom Analystenkonsens aufgrund der erwarteten Ausschüttungen errechnete Dividendenrendite liegt zudem bei satten fünf Prozent. So viel gab es seit rund 20 Jahren nicht mehr.
All das ändert aktuell aber wenig daran, dass die Papiere als konjunktursensible Aktien stark von der weiteren Entwicklung der internationalen Handelspolitik abhängen. Die Deutsche Bank finanziert für viele Firmen in Europa Investitionen im Ausland und für den Export. Kommt es zu einer Rezession in den USA oder werden auch nur Waren dauerhaft deutlich teurer, würde das Geschäft der Firmenkunden stark leiden.
Zunehmende Kreditausfälle sind dann auch aufgrund steigender Arbeitslosigkeit und ausfallender Hypothekendarlehen und Konsumentenkredite zu erwarten. Deutschland droht zudem ein weiteres verlorenes Jahr beim Wirtschaftswachstum. Davon gehen die großen Wirtschaftsforschungsinstitute aus.
Die Aktie konnte einen Teil der Verluste seit letzter Woche wieder aufholen. Aber die Lage bleibt weiterhin angespannt, da der Gesamtmarkt über die kommenden Wochen eine erhöhte Volatilität aufweisen dürfte. Die Aktie ist keine laufende Empfehlung mehr.