Es ist wieder soweit: Die ersten Zahlen der US-Berichtssaison sind da. Den Auftakt machen traditionell die großen US-Banken. Mit dabei: JPMorgan Chase, Morgan Stanley und Wells Fargo. Wir begleiten für euch die wichtigsten Fakten, Marktreaktionen und Analystenstimmen zum Auftakt der US-Berichtssaison.
Seit Tagen dominieren Handelskrieg und Zölle das Geschehen an den Märkten. Dabei gerät fast in Vergessenheit, dass heute die US-Berichtssaison startet. Besonders im Blickpunkt: JPMorgan. CEO Jamie Dimon hatte zuletzt selbst vor den Folgen der Handelskonflikte gewarnt.
Vorgestern dann die Überraschung: Trump setzt die erhöhten Zölle für fast alle Länder für 90 Tage aus. Einzige Ausnahme bleibt China, das weiter massiv belastet wird. Die Märkte reagierten mit einer Erleichterungsrally.
Auch JPMorgan profitierte von der Markterholung deutlich. Die größte der US-Banken wird in Kürze ihre Zahlen für das erste Quartal vorstellen. Die Bankenzahlen gelten als wichtiger Stimmungstest für die US-Wirtschaft. Mit Spannung wird auch erwartet, ob die Finanzriesen sich angesichts der jüngsten Entwicklungen an einen Ausblick für das weitere Jahr wagen.
Laut Konsens wird ein Umsatzanstieg auf 44,4 Milliarden Dollar erwartet (Vorjahr: 42,6 Mrd.), der Gewinn je Aktie dürfte auf 4,65 Dollar zulegen. Entscheidend dürfte aber vor allem der Ausblick sein. Dimon rechnet mit mehr Kreditproblemen, warnt vor einer möglichen Rezession — und mahnt zur Lösung der Handelsstreitigkeiten.
(13:25 Uhr) +++ Und da sind die ersten Zahlen auch schon. Los geht es mit dem Dickschiff schlechthin der Branche. JPMorgan Chase hat im ersten Quartal 2025 starke Ergebnisse erzielt:. Der Gewinn lag bei 14,6 Milliarden Dollar beziehungsweise 5,07 Dollar je Aktie, verglichen mit den erwarteten 4,65 Dollar und den 4,44 Dollar aus dem Vorjahr. Der Umsatz stieg auf 46,0 Milliarden Dollar, ebenfalls über der Prognose von 44,4 Milliarden Dollar.
Besonders stark zeigte sich der Nettozinsertrag mit 23,4 Milliarden Dollar. Im Aktienhandel erzielte JPMorgan mit 3,8 Milliarden Dollar einen Rekordumsatz, ein Plus von 48 Prozent. Auch das Investmentbanking legte zu und verbuchte Gebühren in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar, ein Anstieg von 12 Prozent.
Die Kreditrisikovorsorge wurde deutlich auf 3,3 Milliarden Dollar erhöht, nachdem sie im Vorjahr noch bei 1,9 Milliarden Dollar lag. CEO Jamie Dimon warnte jedoch vor erheblicher wirtschaftlicher Unsicherheit, ausgelöst durch geopolitische Spannungen, Inflation und hohe Vermögenspreise. JPMorgan rechnet daher mit einer möglichen Rezession in den USA später im Jahr. Die Aktie legte im vorbörslichen Handel um bis zu vier Prozent zu. +++
(13:30 Uhr) +++ Die erste Reaktion der Anleger fällt positiv aus. Die Aktie von JPMorgan Chase liegt vorbörslich 2,4 Prozent im Plus. +++
(13:35 Uhr) +++ Auch von Morgan Stanley sind die Zahlen da. Die Bank hat im ersten Quartal die Erwartungen deutlich übertroffen. Der Gewinn lag bei 2,60 Dollar je Aktie, erwartet wurden 2,20 Dollar. Auch beim Umsatz überzeugte die Bank mit 17,74 Milliarden Dollar gegenüber prognostizierten 16,58 Milliarden Dollar. Das starke Ergebnis profitierte vor allem von der Vermögensverwaltung, die dank hoher Aktienmärkte steigende Gebühren einfuhr. Belastend wirken jedoch die Unsicherheiten rund um die US-Handelspolitik, die zuletzt die Aktien belastet haben. Im Fokus der Analysten steht nun der Ausblick für das Investmentbanking, das unter den geopolitischen Spannungen leiden könnte. +++
(13:40 Uhr) +++ Und auch der dritte US-Finanzriese hat geliefert: Wells Fargo. Die Bank hat im ersten Quartal ebenfalls steigende Gewinne erzielt. Das bereinigte Ergebnis je Aktie stieg um 16 Prozent auf 1,39 Dollar, lag damit aber nur bedingt im Rahmen der Erwartungen, da Sondereffekte das Bild verzerren. Der Umsatz erreichte 20,2 Milliarden Dollar, blieb damit jedoch hinter den Prognosen von 20,8 Milliarden Dollar zurück.
Während das Nettozinsergebnis um sechs Prozent auf 11,50 Milliarden Dollar sank, legten die Erträge aus Investmentbanking, Brokerage und Beratung leicht um ein Prozent auf 8,65 Milliarden Dollar zu. Wells Fargo kaufte im Quartal eigene Aktien im Wert von 3,5 Milliarden Dollar zurück und stellte 932 Millionen Dollar für mögliche Kreditausfälle zurück. +++
(13:45 Uhr) +++ Wells-Fargo-CEO Charlie Scharf warnt unterdessen vor anhaltender Unsicherheit durch die Handelspolitik der Trump-Regierung. Er spricht sich für eine zügige Lösung aus. „Eine zeitnahe Lösung, die den USA zugutekommt, wäre gut für Unternehmen, Verbraucher und die Märkte", so Scharf. Die Bank erwartet weiterhin eine Volatilität und Unsicherheit und stellt sich auf ein schwächeres Wirtschaftsumfeld im Jahr 2025 ein. +++
(13:49 Uhr) +++ Jamie Dimon stößt in ein ähnliches Rohr. „Die Wirtschaft steht vor erheblichen Turbulenzen, auch geopolitisch. Steuerreform und Deregulierung könnten positive Auswirkungen haben, Zölle und Handelskriege dagegen negative Folgen haben. Die Inflation ist weiterhin zäh, die Haushaltsdefizite sind hoch, die Vermögenspreise und die Volatilität weiterhin hoch“, so der JPMorgan-CEO. „Wie immer hoffen wir auf das Beste, bereiten das Unternehmen aber auf eine Vielzahl von Szenarien vor.“ +++
(14:01 Uhr) +++ Kurzes Kurs-Update zum US-Finanztrio: Well Fargo liegt vorbörslich 1,1 Prozent im Plus, JPMorgan Chase 0,8 Prozent und Morgan Stanley 0,7 Prozent. Damit geben sie einen Teil der Kursgewinne aus den ersten Reaktionen wieder ab. +++
(14:35 Uhr) +++ Nächste Woche geht die Berichtssaison der US-Banken nahtlos weiter. Dann werden mit Bank of America, Goldman Sachs und der Citigroup drei weitere Finanzriesen ihre Zahlen vorstellen. Goldman startet am Montag die beiden Konkurrenten legen am Dienstag nach. Die Veröffentlichungszeiten liegen typischerweise zwischen 13:00 und 14:00 Uhr deutscher Zeit. +++
(14:49 Uhr) +++ Nicht nur Großbanken, auch ein weitere Finanzriese hat bereits heute in seine Bücher blicken lassen. BlackRock hat im ersten Quartal trotz höherer Einnahmen und gestiegener Assets under Management einen Gewinnrückgang verzeichnet. Der Nettogewinn sank um vier auf 1,51 Milliarden Dollar, das Ergebnis je Aktie um acht Prozent auf 9,64 Dollar. Bereinigt übertraf der Vermögensverwalter mit 11,30 Dollar je Aktie dennoch klar die Erwartungen von 10,21 Dollar. Der Umsatz legte um zwölf Prozent auf 5,28 Milliarden Dollar zu, verfehlte damit aber knapp die Prognose von 5,31 Milliarden Dollar. Die Assets under Management stiegen um elf Prozent auf 11,6 Billionen Dollar, die Nettozuflüsse verbesserten sich auf 84,2 Milliarden Dollar nach 57,2 Milliarden im Vorjahr. +++
Alle drei Aktien — JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo — wurden zuletzt ausgestoppt und sind daher aktuell keine laufenden Empfehlungen. Gleiches gilt für BlackRock. Nach den Zahlen wird DER AKTIONÄR die Einschätzungen aber zeitnah aktualisieren.