Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 Group plant im ersten Quartal seinen Börsengang. Die Berliner zählen zu den am höchsten bewerteten Start-ups in Deutschland und haben in den siebeneinhalb Jahren seit ihrer Gründung eine beeindruckende Wachstumsstory hingelegt. Das IPO soll einen Bruttoerlös einer Milliarde Euro erzielen.
Die Auto1 Group hat ein für Tech-Start-ups ungewöhnliches Geschäftsmodell: Sie kauft Gebrauchtwagen an und veräußert sie anschließend an Händler und Privatpersonen weiter. Andere Kfz-Online-Marktplätze wie AutoScout24 oder Mobile.de treten nur als Vermittler zwischen den Parteien auf.
Die Berliner dagegen verfolgen ein Arbitrage-Modell: Ein Auto, das günstig in Sachsen angekauft wurde, lässt sich unter Umständen teurer in Rom weiterverkaufen. Dazu haben sie, neben Onlineportalen, etwa 460 Filialen in zehn Ländern aufgebaut. Zum Pool von etwa 30.000 Fahrzeugen kommen jeden Tag knapp 3.000 neue dazu, rund 60.000 Händler greifen darauf zu.
Das bisherige Wachstum des Start-ups dürfte einmalig in Deutschland sein. Nicht einmal acht Jahre nach Gründung strebt Auto1 eine Bewertung von knapp fünf Milliarden Euro an, beschäftigt 4.200 Mitarbeiter in 30 Ländern und verkaufte im dritten Quartal 2020 knapp 120.000 Fahrzeuge. Nicht einmal Zalando hatte derartige Wachstumsraten.
Im fragmentierten Gebrauchtwagenmarkt setzten die Berliner im Q3 2020 769 Millionen Euro um. Das bereinigte EBITDA lag mit 16 Millionen Euro 39 Prozent über dem Ergebnis des dritten Quartals des Vorjahres.
Für Wachstumsphantasien ist noch Platz: Der europäische Gebrauchtwagenmarkt wird auf 600 Milliarden Euro geschätzt. Bis 2025 soll er jährlich um etwa fünf Prozent wachsen.
Mit ihrem IPO wollen die Berliner brutto etwa eine Milliarde Euro einnehmen. Davon sollen 750 Millionen in das Unternehmen investiert werden. Das restliche Kapital ist für die Rückzahlung der Wandelanleihe vorgesehen.
Über einen Börsengang der Auto1 Group wurde bereits länger spekuliert. Details rund um das IPO, wie beispielsweise die Preisspanne für die angebotenen Aktien, ließ das Unternehmen bislang unkommentiert. Sicher ist, mit den Berlinern plant eine der Wachstumsstorys der letzten Jahre ihren Sprung an die Börse.