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Zur Rose: "Pionier in der Einführung der elektronischen Rezeptierung" – CEO Oberhänsli im AKTIONÄR-Interview

Zur Rose:
Foto: Zur Rose
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Michel Doepke 11.04.2020 Michel Doepke

Die Zur-Rose-Gruppe kann auf ein wachstumsstarkes Geschäftsjahr 2019 zurückblicken. Durch eine aggressive Buy-and-Build-Strategie haben die Schweizer die Weichen für die Zukunft gestellt. Inwiefern sich das neuartige Coronavirus auf das operative Geschäft der DocMorris-Mutter auswirkt und was von der Einführung des E-Rezeptes in Deutschland zu erwarten ist, erklärt Zur-Rose-CEO Walter Oberhänsli im Interview mit dem AKTIONÄR.

Herr Oberhänsli, wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung im Jahr 2019?

Walter Oberhänsli: "Wir sind mit dem Geschäftsentwicklung zufrieden. Die gesteckten Umsatz- und Ergebnisziele haben wir erreicht."

Rückblickend auf Ihre aggressive Buy-and-Build-Strategie: Hat es sich Stand jetzt gelohnt, aktiv an der Konsolidierung des Online-Apotheken-Marktes teilzuhaben?

"Auf jeden Fall. Teil unserer Wachstumsstrategie ist es, auch im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten zu wachsen. Das ist uns mit den getätigten Akquisitionen gelungen. Wir sind nun auch in diesem Geschäftsfeld mit deutlichem Abstand Marktführer in Deutschland und haben uns damit einen festen Platz in der Branche und damit eine hervorragende Ausgangslage für weiteres organisches Wachstum geschaffen."

Fassen Sie weitere Übernahmen ins Auge?

"Unser Fokus gilt dem operativen Geschäft. Trotzdem werden wir uns die Flexibilität bewahren, auch in Zukunft auf Marktveränderungen reagieren und Opportunitäten wahrnehmen zu können. Gerade auch Zukäufe im Technologiebereich können für uns relevant sein, wie zum Beispiel 2019 die vollständige Übernahme des Jointventure-Unternehmens Ehealth-Tec, die für uns die technische E-Rezept-Lösung baut."

Das neuartige Coronavirus hält die ganze Welt in Atem. Wie wirkt sich die Situation auf das Geschäft der Zur-Rose-Gruppe aus?

"Seit der Ausbreitung des Coronavirus hat die Nachfrage sowohl nach rezeptpflichtigen als auch nach rezeptfreien Medikamenten und Gesundheitsprodukten auf Gruppenebene deutlich zugenommen. Insgesamt nutzen die Patienten und Kunden seit der Verbreitung des Virus vermehrt den Versandkanal. Als Gesundheitsversorger haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung, deshalb müssen wir die operative Handlungsfähigkeit sicherstellen. Hierbei gilt im Besonderen, die Versorgung der chronisch kranken Personen zu gewährleisten."

Könnten Ihre Ziele für 2020 bereits jetzt zu konservativ sein?

"Es ist zu früh, die Auswirkungen auf das Geschäft bereits heute zu antizipieren. Sollte sich die Nachfrage noch lange in dieser Größenordnung bewegen oder gar zunehmen, so sind wir gut aufgestellt und wir verfügen über die nötigen Kapazitätsreserven."

Zur Rose fordert in der Schweiz eine Ausnahmebewilligung für den Versand rezeptfreier Notfall-, Erkältungs- und Grippe-Arzneimittel in der Krise. Stoßen Sie mit dieser Forderung auf Granit? Oder rechnen Sie fest mit einer Umsetzung der Forderung?

"Es geht hier um die Frage, wie der Bund die Versorgung in der Schweiz sicherstellen will. Insbesondere in der aktuellen Situation, in der die Menschen wenn immer möglich zu Hause bleiben sollen, um sich und andere zu schützen. Versandapotheken können hier einen wirksamen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung leisten."

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Der Online-Apotheken-Markt steckt noch in den Kinderschuhen, das Marktpotenzial ist enorm. Wie wollen Sie die potenziellen Kunden für Ihre Versandapotheken mobilisieren?

"Der Versand von Arzneimitteln ist für ältere und gebrechliche Personen, chronisch Kranke und Personen aus abgelegenen Gebieten oder mit eingeschränkter Mobilität ein wichtiger Bezugskanal, um so regelmäßig benötigte Arzneimittel nach Hause geliefert zu bekommen. Der Nutzen liegt auf der Hand."

In Deutschland nimmt das Thema „E-Rezept“ Fahrt auf, die Rahmenbedingungen sind geschaffen. Was erhoffen Sie sich von der Einführung des E-Rezeptes? Wie läuft es bereits in der Schweiz ab?

"Wir sind überzeugt, dass dem elektronischen Rezept in verschiedener Hinsicht eine Schlüsselrolle zukommt. Zunächst verbessert es die Qualität und die Effizienz des Prozesses, da durch die elektronische Verarbeitung Medienbrüche vermieden werden. Zudem stellt es für Patientinnen und Patienten eine erhebliche Erleichterung dar. Sie können das elektronische Rezept in der nächstgelegenen Apotheke einlösen oder sie können es einer Versandapotheke übermitteln und erhalten ihre Arzneimittel zugeschickt – genauso wie es in anderen Lebensbereichen auch der Fall ist.

In der Schweiz war Zur Rose vor rund 20 Jahren Pionier in der Einführung der elektronischen Rezeptierung. Wir haben es zum Standard gemacht, als noch niemand an das elektronische Patientendossier gedacht hatte."

Was können sich Anleger unter der „Shop-in-Shop-Apotheke“ mit Migros vorstellen?

"Die Kundinnen und Kunden können ihren Einkauf in der Migros, dem größten Detailhandelsunternehmen der Schweiz, mit dem Bezug von Apotheken-Artikeln verbinden. Es sind kleinflächige Apotheken, in denen wir ein vollwertiges Sortiment bieten. Die Shop-in-Shop-Apotheke entspricht dem Markenbild von Zur Rose und hebt sich von der restlichen Detailhandelsfläche ab. Sie ist in der Nähe des Kosmetik- und Gesundheitssortiments der Migros platziert."

Sehen Sie die Zur-Rose-Gruppe als potenzielles Übernahmeziel für Amazon und Co?

"Darüber zu spekulieren, ob wir ein attraktives Ziel wären, ist wenig sinnvoll und steht außerdem in der Macht der Aktionäre."

Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview, Herr Oberhänsli!

Zur Rose hat Großes vor und könnte die digitale Transformation im deutschen Online-Apotheken-Markt mit gestalten. Doch das Unternehmen muss in den kommenden Jahren auch beweisen, dass die Profitabilität nachhaltig verbessert werden kann. Für mutige Anleger bleibt die Aktie bei Schwäche kaufenswert. Ein Stopp bei 99,00 Euro sichert die Position ab.

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