Am Donnerstag ging es mit der DHL-Aktie kräftig bergab. Indes erwartet Tobias Meyer, der Vorstandschef des Logistikers, in Reaktion auf das angekündigte US-Zollpaket eine zunehmende Komplexität des Welthandels. "Die Handelsrouten werden sich verändern, und sie werden komplexer werden", so Meyer.
Am Mittwochabend hatte US-Präsident Trump seine zuvor wochenlang angedrohten Zoll-Pläne präsentiert. Demnach belegen die USA ab Samstag Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent. Zudem kündigte die US-Regierung einen vielschichtigen Mechanismus wechselseitiger Zölle an, der für viele Länder noch höhere Abgaben vorsieht.
Der Marktanteil der DHL in den USA sei geringer als im Rest der Welt, sagte Meyer. Aber es sei schwer zu prognostizieren, wie sich die Volumina in Zukunft entwickelten. Generell rechnet er mit einem Rückgang des internationalen Handels mit den Vereinigten Staaten. Sollten die Zölle dauerhaft bestehen, werde das eine abschreckende Wirkung haben.
Analyst Alex Irving von Bernstein Research geht davon aus, dass insbesondere die Lieferketten in Süd- und Südostasien an Bedeutung gewinnen werden. Er erwartet eine steigende Nachfrage nach Logistikdienstleistungen, die sich positiv auf die Gewinnspanne der Spediteure auswirken dürften. Sie seien die Hauptnutznießer der globalen Vernetzung.
Mit Blick auf Potenzial für die DHL verwies Vorstandschef Meyer auf die Effekte im Zuge des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union: Durch den Brexit war die Anzahl der Sendungen zurückgegangen, auf der anderen Seite nahm die Wertschöpfung für die DHL zu, weil seitdem etwa mehr Sendungen zu verzollen sind. So übernimmt DHL auf Wunsch etwa die Zollabwicklung und damit verbundene Dienstleistungen. Meyer betonte, der Konzern fühle sich für volatile Zeiten gut aufgestellt.
DHL ist einer der größten Logistikkonzerne der Welt. Er bietet den globalen Versand von zeitkritischen Sendungen ebenso an wie Frachtlogistik auf dem See- und Luftweg, außerdem gehören Lieferkettendienstleistungen und auch der Paket- und Briefversand dazu. Der Konzern beschäftigt global rund 600.000 Menschen.
Die Zölle der USA und mögliche Gegenzölle der Handelspartner sind eine ernst zu nehmende Gefahr für global agierende Logistikfirmen wie DHL Group. Ein Einstieg drängt sich aktuell nicht auf. Wer bereits investiert ist, beachtet den Stopp bei 34,00 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: DHL Group.
Enthält Material von dpa-AFX