Bei Wirecard geht es derzeit unter anderem um dir Frage, was im Zuge des Insolvenzverfahrens aus der Wirecard Bank und weiteren Kernstücken des Zahlungsabwicklers wird. Laut Medienberichten befindet sich der Bieterprozess in der finalen Phase. Doch je länger dieser dauert, desto weniger könnte am Ende übrig sein.
Zu den verbliebenen Bietern für das Herzstück des insolventen Zahlungsabwicklers zählen laut früherer Medienberichte unter anderem die Banco Santander, der italienische Finanzdienstleister SIA, der britische Telekom-Konzern Lycamobile und der Finanzinvestor KKR (DER AKTIONÄR berichtete).
Speziell Letzterer will offenbar nicht warten, ob das Gebot den Zuschlag bekommt. Stattdessen habe KKR zusammen mit dem Wirecard-Rivalen Heidelpay in den letzten Monaten Dutzende Mitarbeiter des ehemaligen DAX-Konzerns abgeworben. Das berichtet das Branchenportal finanz-szene.de am Donnerstag unter Berufung auf Insider.
Demnach habe Heidelpay und dessen Investor KKR „Speeddating-ähnliche Veranstaltungen“ abgehalten – und zwar angeblich in einem Restaurant, das nur wenige hundert Meter vom Wirecard-Hauptsitz in Aschheim bei München entfernt liegt.
Dass diese Bemühungen durchaus erfolgreich waren, belege eine Recherche bei Linkedin. Dort fänden sich „auf Anhieb rund ein Dutzend ehemalige Wirecard-Mitarbeiter, die ausweislich ihres Lebenslaufs entweder im September oder sogar schon im August bei Heidelpay eingestiegen sind“, schreibt finanz-szene.de. Laut Quellen seien es insgesamt sogar „weit über 50 Leute“.
Darunter seien diverse Management-Positionen sowie „etliche Sales- und Account-Spezialisten“ – ein Indiz, dass es Heidelpay und KKR nicht nur auf die Mitarbeiter von Wirecard, sondern auch auf die Kunden des Zahlungsabwicklers abgesehen hat. Ähnlich wie der niederländische Rivale Adyen, der seit der spektakulären Pleite bereits Gespräche mit zahlreichen wechselwilligen Wirecard-Kunden geführt hat (DER AKTIONÄR berichtete).
Die Zeit drängt
Insolvenzverwalter Michael Jaffé will angeblich mindestens 100 Millionen Euro für die Wirecard Bank und die angeschlossenen Kern-Assets des Konzerns. Doch mit jedem Mitarbeiter und jedem Kunden, der vor dem Verkauf abspringt, sinkt der Wert tendenziell. Ein zügiger Verkauf wäre also im Interesse der Gläubiger, deren Forderungen sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren.
Für etwaige Schadenersatzansprüche der Anleger sieht es dagegen ohnehin düster aus – dafür dürften die Erlöse aus der Zerschlagung des Konzerns hinten und vorne nicht reichen. Einige Kanzleien wollen daher den Wirtschaftsprüfer EY in die Pflicht nehmen.