Starkes Wachstum seit Jahresbeginn und eine neue Ergebnisprognose für das kommende Geschäftsjahr haben der Wirecard-Aktie am Mittwoch zunächst keine neuen Impulse geliefert. Daran können auch die Äußerungen von CEO Markus Braun und Finanzvorstand Alexander von Knoop beim anschließenden Analysten-Call nichts ändern.
Dort hat der Wirecard-Chef die zuvor bestätigte Ergebnis-Prognose für das laufende Jahr noch einmal präzisiert. Nach seinen Worten könne das operative Ergebnis (EBITDA) knapp über der Mitte der angepeilten Spanne von 765 bis 815 Millionen Euro landen. Einer der Gründe ist, dass das EBITDA-Wachstum im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahr noch etwas stärker anziehen könnte als im abgelaufenen dritten Quartal.
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Bilanzvorwürfe bleiben Thema Nummer 1
Auch die wiederkehrenden Zweifel an der Bilanzierung und die deshalb eingeleitete Sonderprüfung wurde bei der Telefonkonferenz thematisiert. Man habe die Vorwürfe aus dem letzten Artikel der Financial Times (FT) von Mitte Oktober geprüft und könne sie als unbegründet zurückweisen. Außerdem bestätigte Braun die Korrektheit sämtlicher Finanzberichte seit dem Jahr 2016.
Mit der unabhängigen Prüfung durch KPMG, die nach Unternehmensangaben bereits angelaufen ist, wolle man das Thema nun „wirklich zu einem Ende bringen“, so der CEO. Mit Ergebnissen der Untersuchung rechnet Finanzchef von Knoop gegen Ende des ersten Quartals 2020 – und bestätigt damit den im Quartalsbericht angepeilten Zeitrahmen.
Im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen der Behörden in Singapur ist man bei Wirecard zuversichtlich, dass diese in den nächsten Monaten abgeschlossen werden. Auch dafür war der Auslöser eine Serie von Artikeln der FT, in der die Bilanzierung der Wirecard-Niederlassung in Singapur in Zweifel gezogen wurde. Negative Auswirkungen auf das operative Geschäft des Zahlungsabwicklers erwartet der Vorstand aber weiterhin nicht.
Nach einer Berg- und Talfahrt am Vormittag hat sich die Wirecard-Aktie inzwischen ein gutes Prozent schwächer eingependelt. Speziell hinsichtlich der Prognosen hatten sich einige Anleger und Analysten wohl mehr erhofft. Hinzu kommt die schwelende Auseinandersetzung mit der FT, die einer nachhaltigen Erholung der Aktie bislang im Weg steht.
Angesichts der großen Unsicherheit rät DER AKTIONÄR derzeit vom Einstieg bei Wirecard ab. Die Aktie beziehungsweise ein entsprechendes Derivat befinden sich aber noch im Aktien-Musterdepot und dem Real-Depot.
Mit Material von dpa-AFX.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.