Bevor Wirecard am Mittwochmorgen die Zwischenbilanz für das dritte Quartal vorlegt, überrascht der Zahlungsabwickler am Dienstag zunächst noch mit einer Übernahme. Die soll nichts geringeres als den Markteintritt in China ermöglichen.
Per Ad-hoc-Meldung hat Wirecard am Dienstag die schrittweise Übernahme des chinesischen Zahlungsabwicklers Allscore Payment mit Sitz in Peking verkündet. Demnach will der DAX-Konzern zunächst 80 Prozent der Allscore-Anteile übernehmen. Die verbleibenden 20 Prozent der Anteile kann Wirecard nach zwei Jahren über eine Call-Option erwerben.
Ein entsprechender Rahmenvertrag sei bereits unterzeichnet worden. Die Kosten beziffert Wirecard noch insgesamt auf bis zu 74,2 Millionen Euro. Die vollständige Unternehmensmeldung finden Sie hier.
Lizenzen für Markeintritt in China
Abgesehen hat es das Wirecard dabei wohl vor allem auf das umfangreiche Lizenzpaket der Chinesen. „Die Lizenzen werden es Wirecard ermöglichen, international tätigen chinesischen Händlern globale Acquiring- und Cross-Border-Zahlungsdienstleistungen sowie Auszahlungen in ihrer lokalen Währung anzubieten“, heißt es in der Mitteilung.
Zudem könne Wirecard seinen multinational tätigen Kunden künftig einen einfacheren Zugang zu chinesischen Konsumenten, inklusive der Akzeptanz der weit verbreiteten digitalen, mobilen Zahlungslösungen in China sowie der Auszahlung in ihrer jeweiligen nationalen Währung bieten. Auch die Ausgabe von Zahlungskarten an chinesische Konsumenten und Unternehmen sei mit den Lizenzen möglich.
Die Integration des Zukaufs soll bereits 2021 vollständig abgeschlossen sein und dann mehr als 35 Millionen Euro zum operativen Ergebnis (EBITDA) beitragen. Für das Jahr 2022 stellt Wirecard einen EBITDA-Beitrag von über 50 Millionen Euro in Aussicht. Die zuständigen Aufsichtsbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen.
China öffnet sich
Der chinesische Payment-Markt ist enorm wachstumsstark, für westliche Unternehmen bislang aber weitgehend tabu. Erst vor wenigen Wochen war dem US-Zahlungsdienst Paypal als erstem ausländischen Unternehmen der Markteintritt gelungen. Nun folgt auch Wirecard.
Die positiven Aussichten im Zuge des Markteintritts in China werden auch von der Börse honoriert. Die Aktie knüpft am Nachmittag an die Vortagesgewinn an und erobert mit einem Plus von rund zwei Prozent die DAX-Spitze. DER AKTIONÄR setzt im Aktien-Musterdepot und dem Real-Depot weiterhin auf die Wirecard-Aktie.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
Mit Material von dpa-AFX.