Es ist noch nicht einmal acht Monate her, seit Deutschlands Zahlungsdienstleister Nummer Eins implodierte: Wirecard musste im Juni 2020 einräumen, dass mehrere Milliarden in der Bilanz nie existiert haben. In der Folge mussten Vorstände ins Gefängnis oder verschwanden spurlos. Wirtschaftsprüfern wird seitdem misstraut, und auch der Chef der Aufsichtsbehörde BaFin muss sich einen neuen Job suchen. Das jüngste Opfer ist eine Dame.
Bis wenige Wochen vor dem Platzen des Wirecard-Skandals hielten mehrere Analysten in verschiedenen Bankhäusern zu Wirecard. Unerschütterlich glaubten sie an ein gutes Ende des mehrfach verschobenen Jahresabschlusses für 2019. Selbst als DER AKTIONÄR im Mai bei Kursen knapp unter 90 Euro zum Ausstieg riet, beharrten einige Experten weiterhin auf Wirecard-Kursziele von 180 bis 240 Euro.
Eine der tapfersten Verfechterinnen des Skandal-Konzerns war Heike Pauls von der Commerzbank. Die Analystin stand immer treu an der Seite von Wirecard: Kritische Berichte über den Zahlungsabwickler hat sie als Falschmeldungen abgetan und selbst wenige Wochen vor dem Kollaps noch eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 230 Euro für die Wirecard-Aktie ausgesprochen.
Wie der Spiegel berichtete, hatte Pauls die Führung des Zahlungsabwicklers zwischenzeitlich auch mit brisanten Informationen versorgt, die sie eigens am Kapitalmarkt eingesammelt hat. Im Januar hatte die Commerzbank die Research-Abteilung bereits neu strukturiert und die Analystin ihrer Aufgaben enthoben, nun teilte man mit: "Die Commerzbank hat das Arbeitsverhältnis beendet."
Der Wirecard-Skandal ist noch längst nicht aufgearbeitet. Weitere personelle Konsequenzen in verschiedenen Wirtschaftsbereichen könnten folgen. Auch umfangreiche Schadensersatz-Ansprüche von Anlegern gegen den insolventen Zahlungsdienstleister werden geprüft. DER AKTIONÄR hält Sie auf dem Laufenden. Die Wirecard-Aktie bleibt derweil für Anleger tabu.
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