Kreativ waren sie bei Wirecard, das muss man ihnen lassen – nicht nur, was das Frisieren der Bilanzen angeht, sondern auch beim Anzapfen von Geldgebern. Selbst wenige Wochen vor dem Kollaps des Unternehmens hatte Ex-Vorstandschef Markus Braun offenbar noch Millionen einsammeln können.
Oliver Samwer, Gründer und CEO von Rocket Internet, hat Braun noch im Mai 2020 einen Kredit über 75 Millionen Euro gewährt. Das berichtet Der Spiegel unter Verweis auf interne E-Mails und Dokumente (Paywall). Zwei Drittel es Kredites soll Braun mit seiner MB Beteiligungsgesellschaft (MBB), über die er sein Privatvermögen managt, in Anspruch genommen haben.
Bereits wenige Wochen später hat Samwer das Geld jedoch zurückgefordert und trotz anfänglichen Widerstands auch von Braun zurückerhalten. So großes Glück hatten die anderen Geldgeber von Wirecard nicht: Nach der spektakulären Pleite im Juni 2020 geht ihr Schaden in die Milliarden. Die Gläubiger werden davon wohl nichts oder nur sehr wenig je wiedersehen.
Die geprellten Wirecard-Gläubiger und –Aktionäre können noch versuchen, ihre Verluste mit Schadenersatzklagen zu reduzieren. Bei der Wirecard-Aktie ist indes nichts mehr zu holen. Mit Kursen um 40 Cent driftet sie in Richtung Wert- und Bedeutungslosigkeit.