Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY hat sich im Bilanzskandal um Wirecard nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nicht nur, dass der mutmaßliche Bilanzbetrug jahrelang unentdeckt blieb – auch das Interesse der Bilanzprüfer an einer Aufklärung der Vorwürfe scheint gering zu sein. Das könnte nun Konsequenzen haben.
Der Untersuchungsausschuss im Bundestag, der die politische Dimension des Wirecard-Skandals aufarbeiten soll, hat für diese Woche Wirtschaftsprüfer von EY vorgeladen. Wie aus drei Anwaltsschreiben an den Ausschuss hervorgeht, wollen die Mitarbeiter der Gesellschaft allerdings die Aussage verweigern und verweisen zur Begründung auf ihre Verschwiegenheitspflicht als Wirtschaftsprüfer. Dass der Insolvenzverwalter sie davon entbunden habe, ändere nichts, erklären die Anwälte in den Schreiben.
EY hatte als Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Jahresabschlüsse von Wirecard geprüft. Das Unternehmen steht in der Kritik, weil der Milliardenbetrug dabei nicht früher entdeckt wurde. Dem Unternehmen drohen deshalb Schadenersatzklagen von den Aktionären, die durch den Wirecard-Skandal Milliarden verloren haben.
EY sorgt für Kopfschütteln
Die Blockadehaltung trifft in der Politik auf Unverständnis. EY spiele eine entscheidende Rolle, „vieles deutet auf ein Versagen auch bei der Abschlussprüfung hin“, sagte der FDP-Abgeordnete Florian Toncar. Danyal Bayaz von den Grünen erklärte, die Prüfer sollten trotz ihrer Weigerung vor dem Ausschuss erscheinen – und bis dahin „in sich gehen, ob sie ihren Beitrag zur politischen Aufklärung tatsächlich verweigern möchten“.
Der Obmann der SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuss, Jens Zimmermann, sagte, es sei fraglich, „ob und wenn ja wie weitreichend ein Auskunftsverweigerungsrecht vorliegt.“ Insbesondere die Sorge vor Schadenersatzforderungen von Anlegern und Kreditgebern reiche als Begründung nicht aus. EY solle die Möglichkeit zur Aussage nutzen, um einen Beitrag zur Aufklärung zu leisten.
Konsquenz: Keine Staatsaufträge mehr für EY?
Noch deutlichere Worte fand CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach: „Hier soll unter fadenscheinigen Vorwänden eine Aufklärung des Wirecard-Skandals blockiert werden.“ Er warf den Wirtschaftsprüfern vor, an die Blockadestrategie von Ex-Konzernchef Markus Braun anzuknüpfen „und sich damit zu dessen Komplizen zu machen“.
Als Konsequenz brachte er einen Ausschluss der Gesellschaft von Regierungsaufträgen ins Spiel. „Es ist jedenfalls klar, dass eine Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft, die einen solchen Blockadekurs unterstützt, kein Geschäftspartner mehr für die Bundesregierung sein kann“, so Michelbach.
Auf den Kurs der Wirecard-Aktie haben die Querelen um die Aufklärung des Skandals kaum noch Auswirkungen. Zu holen ist hier allerhöchstens für Zocker noch etwas. Alle anderen lassen besser die Finger von der Pleite-Aktie.
Mit Material von dpa-AFX.