Monatelang wurde gerungen, nun ist der Verkauf perfekt: Die spanische Großbank Santander kauft das, was von Wirecard hierzulande noch übrig ist – die Wirecard Bank und einige angeschlossene Geschäftsteile. Ein wichtiges Detail bleibt dabei allerdings zunächst offen.
Das Kerngeschäft des insolventen Zahlungsabwicklers Wirecard geht wie erwartet an die spanische Banco Santander. Die Spanier würden Technologie und Geschäftsbetrieb übernehmen, der Großteil der Mitarbeiter könne somit weiterbeschäftigt werden, teilte der Insolvenzverwalter Michael Jaffé am späten Montagabend in München mit.
Santander sprach von rund 500 Beschäftigten, die zu der Bank wechselten. Rechtlich würden aber keine Wirecard-Gesellschaften übernommen. Die Bank übernehme auch keine rechtlichen Risiken des Skandalkonzerns. Mit der Akzeptanz und Herausgabe von Kreditkarten, dem Kerngeschäft der Zahlungsdienste von Wirecard für Händler, stärke Santander die eigene Bezahltochter Getnet, sagte Verwaltungsratschefin Ana Botin.
Von „mehr als 100 Interessenten“ für das Wirecard-Kerngeschäft, von denen der Insolvenzverwalter noch Anfang Juli sprach, waren am Ende nur noch zwei übrig: Santander und der britische Telekomkonzern Lycamobile. Gegen Letzteren als Käufer soll es allerdings seitens der BaFin Vorbehalte gegeben haben (DER AKTIONÄR berichtete).
Keine Angaben zum Verkaufserlös
Dem Deal mit Santander müssen die Aufsichtsbehörden noch zustimmen. Bis Ende des Jahres soll die Transaktion abgeschlossen werden. Zu den finanziellen Details des Verkaufs äußerte sich Jaffé zunächst allerdings nicht. Laut früheren Medienberichten sollte der Verkauf des Kerngeschäfts mindestens 100 Millionen Euro in die klammen Kassen des Pleite-Konzerns spülen.
Ob dieses Ziel erreicht wurde, ist offen. Angesichts von über drei Milliarden Euro, mit denen den Wirecard noch bei den Gläubigern in der Kreide steht, machen allerdings selbst 100 Millionen das Kraut nicht fett.
Dessen ungeachtet hat die Meldung über den vollzogenen Verkauf des Kerngeschäfts für Bewegung der Wirecard-Aktie gesorgt. Im vorbörslichen Handel bei Tradegate ist sie um fast acht Prozent nach oben gesprungen und hat den Gewinn seitdem auf bis zu zwölf Prozent ausgebaut.
Die letzten Zuckungen der Pleite-Aktie sind allerdings höchstens für Trader noch interessant. Als langfristiges Investment ist Wirecard tabu. Am Aktienmarkt und speziell im Payment-Sektor gibt es wesentlich bessere Alternativen.
Mit Material von dpa-AFX.