Bei Wirecard hat die Veröffentlichung des KPMG-Berichts in der Vorwoche hohe Wellen geschlagen. Zentrale Fragen konnten aus Sicht vieler Anleger und Analysten nicht geklärt werden, entsprechend negativ fiel die Reaktion der Aktie aus. Nun bemüht sich der DAX-Konzern, die Wogen zu glätten.
Dazu wurde am Sonntag auf der Transparenz-Website des Unternehmens ein sechsseitiges Dokument mit dem Titel „Kernaspekte des KPMG-Berichts über die unabhängige Sonderuntersuchung der Wirecard AG“ veröffentlicht. Darin fasst das Unternehmen die Ergebnisse der Prüfung zusammen und stellt diese klar.
Demnach sei die Existenz und Höhe der Umsatzerlöse aus Geschäftsbeziehungen mit Drittpartnern (TPA) für die Jahre 2016 bis 2018 trotz allem durch die jeweiligen Jahresanschlussprüfungen bestätigt worden. Zudem habe die forensische Untersuchung durch KPMG für 97 Prozent der untersuchten Kunden die Existenz zweifelsfrei belegen können. Ferner hätte die Analyse der Daten für Dezember 2019 keinen Anlass geliefert, an der Authentizität der bereitgestellten Daten zu zweifeln.
Entlastung in drei von vier Punkten
Im Fazit des Dokuments stellt das Unternehmen daher klar: „Wirecard bilanziert korrekt: Die Bilanzierung unseres Drittpartnergeschäfts ist durch externe Rechtsgutachten sowie durch eine gutachterliche Stellungnahme zur Anwendung von IFRS im Falle von Treuhandkonten untermauert.“
Auch mit Blick auf die übrigen Vorwürfe sieht sich Wirecard durch den KPMG-Bericht entlastet: Im Bereich Merchant Cash Advance / Digital Lending sowie dem Geschäft in Indien ergaben sich im Rahmen der Sonderprüfung „keine Anhaltspunkte auf Kreislaufbuchungen (Round-Tripping)“.
Bezüglich Singapur habe KPMG keine weiteren Feststellungen, die über das hinausgehen, was bereits im Jahresabschluss 2018 berücksichtigt und von EY Audit im Rahmen der Jahresabschlussprüfung angemerkt wurde. „Eine weitergehende Untersuchung dieser Sachverhalte ist auf Basis der KPMG zur Verfügung gestellten Unterlagen nach Einschätzung von KPMG nicht mehr erforderlich“, heißt es in dem Statement.
Wirecard gelobt Besserung
Bleibt die überraschend harsche Kritik der Prüfer an Compliance und Governance des DAX-Konzerns. In diesem Punkt gibt sich das Unternehmen einsichtig. Die Mängel seien „zurecht festgestellt“ worden und man arbeite bereits an Verbesserungen.
„Wir nehmen diese Kritik sehr ernst und haben bereits im Jahr 2018/2019 im Bereich Compliance investiert und unsere Organisation besser aufgestellt.“ Erst in der Vorwoche hatte Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann in diesem Zusammenhang erneut eine personelle Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat in Aussicht gestellt.
Speziell mit Blick auf das umstrittene Drittpartnergeschäft haben sich die KPMG-Prüfer in ihrem Bericht kein abschließendes Urteil zugetraut, was am Markt für große Enttäuschung gesorgt hatte. Ob es Wirecard dennoch gelingt, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, muss sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.
Nach den heftigen Kursverlusten der Vorwoche scheint kurzfristig eine technische Gegenbewegung möglich. Am Montagvormittag lässt diese allerdings noch auf sich warten: Im schwachen Gesamtmarkt geht es um weitere 3,5 Prozent abwärts. Investierte Anleger behalten den Stoppkurs bei 75 Euro im Auge.