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Foto: Wirecard
28.04.2020 Nikolas Kessler

Wirecard-Aktie: Kursmassaker statt Befreiungsschlag

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Außer Spesen nix gewesen? Den erhofften Freispruch von den Bilanzvorwürfen hat der Prüfbericht von KPMG nach Ansicht der Wirecard-Aktionäre jedenfalls nicht geliefert. Nach dessen Veröffentlichung bricht die Aktie am Dienstag zeitweise um mehr als ein Viertel ein und stürzt im Tief deutlich unter die 100-Euro-Marke.

Der Grund: Speziell im von Kritikern monierten Geschäft mit Drittpartnern kann der Prüfbericht keine Entwarnung liefern. Mangels Zugang zu entsprechenden Dokumenten der Partnerunternehmen sprachen die KPMG-Experten von einem „Untersuchungshemmnis“ und gaben kein Urteil ab (DER AKTIONÄR berichtete).

In anderen Bereichen, wie dem untersuchten Geschäft in Singapur, einem Zukauf in Indien und dem Geschäft mit Händlervorfinanzierungen, sah sich Wirecard ebenfalls entlastet. Gleichwohl konnte KPMG auch in diesen Feldern bestimmte Vorwürfe nicht komplett aus der Welt schaffen – aber auch nicht belegen.

Schwächen auch bei Wirecard selbst

Neben den externen Partnern kommt auch Wirecard selbst im KPMG-Bericht nicht allzu gut weg: Die Prüfer bemängeln etwa die die „verzögerte Lieferung von Unterlagen“ oder wiederholte Verschiebungen von Interviewterminen. Bei den vorgelegten Dokumenten habe es sich zudem „nahezu ausschließlich um elektronische Kopien, deren Authentizität nicht überprüft werden konnte“ gehandelt, berichtet KPMG.

Zudem monieren die Prüfer Dokumentations- und Organisationsschwächen im Untersuchungszeitraum, die nach Unternehmensangeben jedoch bereits identifiziert worden seien und seit 2019 sukzessive behoben würden.

Keine Belege, kein Problem?

Dass der Bericht laut Vorstandschef Markus Braun in den übrigen drei von vier Prüfbereichen final sei und „ganz klar keinen Beleg“ für aufgebrachte Vorwürfe enthalte, kann die Investoren zunächst nicht überzeugen. Ebenso wenig die wiederholt geäußerten Beteuerungen, dass es keine substanziellen Feststellungen gegeben habe, die Korrekturen der Bilanzen von 2016 bis 2018 zur Folge hätten.

Viele Aktionäre ahnen bereits: Der erhoffte Freispruch, der den Skeptikern und Leerverkäufern ein für alle Mal den Wind aus den Segeln nimmt, war das noch nicht. Stattdessen liefert der KPMG-Bericht den Kritikern womöglich erst recht Munition. Die Unsicherheit bleibt jedenfalls weiterhin hoch – zumal auch die Vorlage der Jahresbilanz 2019 auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

Wirecard (WKN: 747206)

Die maßlose Enttäuschung über den Bericht spiegelt sich am Dienstag im Aktienkurs: Für die Aktie geht es im Tief um 28 Prozent auf 94,46 Euro bergab. Die starke Entwicklung der letzten Wochen ist damit dahin.

Die laufende AKTIONÄR-Empfehlung aus dem November 2019 wurde bewusst mit einem großzügigen Stopp bei 75 Euro versehen und läuft daher zunächst weiter. Angesichts der jüngsten Entwicklungen sollten investierte Anleger ihr Engagement jedoch zumindest überdenken.

Mehr zur Wirecard-Aktie und den Ergebnissen der Bilanz-Sonderprüfung lesen Sie in der neuen AKTIONÄR-Ausgabe (18/2020) – ab sofort hier als E-Paper erhältlich.

Mit Material von dpa-AFX.

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