Wirecard-Chef Markus Braun setzt sich in einem Interview gegen Zweifel am Erfolg seines Unternehmens in Deutschland zur Wehr. Er reagiert damit auf eine negative Analystenstudie der US-Bank Merill Lynch von Anfang November. Die Mehrheit der Analysten ist dem Zahlungsabwickler aber nach wie vor wohlgesonnen.
„Im vergangenen Jahr nutzten in Deutschland 18. 000 Händler unsere Plattform mit einem Transaktionsvolumen von 18,9 Milliarden Euro“, sagt Wirecard-Vorstandschef Markus Braun im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Capital. Zweifel etwa an der Anzahl der Wirecard-Kunden in Deutschland könne er „nicht nachvollziehen“.
Verkaufsempfehlung wegen Sorge um Wettbewerbsposition
Brauns Stellungnahme ist eine Reaktion auf eine Studie von Merrill Lynch von Anfang November, in der die starke Marktstellung des Zahlungsabwicklers in Frage gestellt wird (DER AKTIONÄR berichtete). Eine eigene Untersuchung der US-Investmentbank hatte ergeben, dass lediglich fünf der 100 größten Onlinehändlern in Deutschland ihre Zahlungen über Wirecard abwickeln.
Daraufhin hatte Analystin Adithya Metuku Zweifel an der Nachhaltigkeit des starken Wachstums und den hohen Margen des Zahlungsabwicklers angemeldet. Als Konsequenz hat sie die Aktie auf „Underperform“ abgestuft und den fairen Wert von 192 Euro auf 150 Euro gesenkt. Wenig später hatte eine Analyse des Online-Portals finanz-szene.de ähnliche Ergebnisse geliefert.
Kaum negative Analystenstimmen
Von den Top-100-Händlern würden nicht nur fünf, sondern 18 die Dienste seines Unternehmens nutzen, so Braun im Capital-Interview. Außerdem seien Mehrwertdienste wie die Herausgabe digitaler Karten und Maßnahmen zur Kundenbindung, die Wirecard ebenfalls anbietet, in der Analyse gar nicht berücksichtigt worden, kritisiert er.
Abgesehen von Merrill Lynch und Independent Research ist die absolute Mehrheit der Analysten ungebrochen optimistisch für die Aktie von Wirecard. Erst am Donnerstagmorgen hat das Bankhaus Lampe die Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel von 190 auf 210 Euro erhöht. Goldman Sachs oder HSBC sehen sogar noch deutlich mehr Luft nach oben.
Langfristige Ziele bestätigt
Von der jüngsten Korrektur der Aktie gibt sich Braun im Interview unbeeindruckt: „Ich habe nie etwas auf kurzfristige Börsenbewegungen gegeben, sondern glaube an langfristige Strategien.“ Das Ziel, Umsatz und Börsenwert in den nächsten Jahren noch einmal zu vervielfachen, hält er nicht für überambitioniert. „Der Markt ist noch embryonal“, so der CEO. Die Umsatzziele seien daher keine Hybris, sondern konservativ.
Ist die Wirecard-Story vorbei?
Der Wirecard-Aktie liefert die Gegenwehr des Vorstandschefs zunächst keine neuen Impulse. Nach einer kurzen Erholung am Mittwoch setzt sich die Talfahrt am Donnerstag fort. Mehr zur Wirecard lesen Sie in der neuen Ausgabe (48/2018) des AKTIONÄR – hier geht’s zum E-Paper.