US-Präsident Donald Trump kündigt 25 Prozent Zölle auf alle Autoimporte an und verschärft damit den Handelsstreit mit der Europäischen Union. Die USA seien ein Sparschwein, aus dem jeder klaue, sagte der Republikaner, der seit langem Handelsungleichheiten mit anderen Ländern beklagt. Besonders die deutsche Autoindustrie dürften die Strafmaßmaßnahmen hart treffen. Die Aktien der deutschen Hersteller Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz geben zu Handelsbeginn nach.
Die Zölle gelten für alle importierten Autos - von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Der Importzoll wird auch bei zentralen Autoteilen fällig. Die Zölle sollen am 3. April in Kraft treten, wie es aus dem Weißen Haus hieß. Trump hatte zuvor vom 2. April gesprochen, aber auch gesagt, dass die USA erst ab dem 3. April kassieren würden. Die Zölle werden außerdem zusätzlich zu bereits bestehenden Zölle erhoben. Importeure aus Kanada und Mexiko können nachweisen, dass ihre Produkte US-Anteile enthalten, sodass der Zoll nur auf den nicht-US-Anteil angewendet wird.

Warum verhängt Trump die Zölle?
Trump will mit den Zöllen die USA als Produktionsstandort stärken und Handelsdefizite abbauen. Auto-Konzerne, die bereits Fabriken in den USA hätten, könnten sich glücklich schätzen, sagte er. Denn nur wer in den USA produziere, müsse keine Strafabgaben zahlen.
Die USA importieren einen bedeutenden Teil an Kraftfahrzeugen, Motoren und anderen Autoteilen. Die Importe von Fahrzeugen und Autoteilen übersteigen die Exporte deutlich. Zu den wichtigsten Lieferanten gehören Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland.
Fakt ist: Während die USA auf Autos aus der EU nur 2,5 Prozent Zoll erheben, verlangt die EU 10 Prozent auf US-Autoimporte. Allerdings sind die US-Zölle auf Pickups und leichte Nutzfahrzeuge mit 25 Prozent deutlich höher.

Was bedeuten die Zölle für Deutschland?
Zölle auf Fahrzeugimporte dürften die deutsche Autoindustrie erheblich belasten. Denn die USA sind ihr wichtigster Absatzmarkt, wie jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Kein anderes Land nahm 2024 so viele neue Auts aus Deutschland ab wie die USA: Sie lagen mit einem Anteil von 13,1 Prozent an den Exporten vorn, gefolgt von Großbritannien (11,3 Prozent) und Frankreich (7,4 Prozent). Deutsche Automobilhersteller produzieren aber auch bereits in großem Umfang Autos in den USA, um Zölle zu vermeiden.

“Die Pläne von US-Präsident Donald Trump, die Zölle auf alle EU-Importe auf 25 % gegenüber 2,5 % für Personenkraftwagen könnten den EU-Automobilherstellern einen Gewinn von 7,8 Milliarden Euro entziehen, wenn man von mildernden Faktoren wie etwa Preiserhöhungen. Dies hätte erhebliche Auswirkungen auf alle EU-Automobilhersteller und könnte dazu führen zu einer Verlagerung der Produktion in die USA führen“, so die Experten Michael Dean und Giacomo Reghelin von Bloomberg Intelligence.

BMW: SUV-Drehkreuz – Problem 5er, 7er-Serie
Bei der ganzen Zolldiskussion sollte man allerdings auch nicht vergessen, dass die deutschen Hersteller bereits große Produktionsstätten in den USA haben. BMW hat eines seiner weltweit 31 Werke in den USA hochgezogen. In Spartanburg in South Carolina ist das größte Produktionswerk von BMW. Fokus liegt auf der Fertigung von SUVs. BMW exportiert seine SUVs von Spartanburg in 120 Länder. Es ist die Drehscheibe für die Münchner, die im gesamten Produktionsverbund der Sport Utility Vehicles eine Art Schlüsselrolle einnimmt.
Die SUVs sind nicht das Problem von BMW, sondern die Möglichkeit, dass Trump Zölle auf die 5er- und 7er- Reihe erhebt, die BMW nicht in dne USA gefertigt werden.
2024 verkaufte BMW 371.346 Fahrzeuge in den USA, 6,6 Prozent Anteil an den gesamten Verkäufen.

Mercedes-Benz: SUV-Werk in Tuscaloosa
Mercedes fertigt wie BMW seine SUVs im US-Werk in Tuscaloosa, Alabama. Produziert werden die Modelle GLE, GLE Coupé und der GLS. Auch laufen die vollelektrischen Varianten EQE SUV und EQS SUV vom Band. 2023 wurden rund 295.000 Fahrzeuge in Tuscaloosa gebaut.
Insgesamt belief sich der Gesamtabsatz von Mercedes-Benz in den USA (Autos plus Vans) im Jahr 2024 auf 374.101 Einheiten. Das entsprach rund 6,4 Prozent aller weltweit verkauften Fahrzeuge.

Volkswagen: 4 bis 5 Prozent EBIT-Auswirkungen
Volkswagen betreibt seit 2011 ein Werk in Chattanooga, Tennessee. Es ist das nordamerikanische Zentrum für die Produktion der ID. Serie sowie der SUVs Atlas und der Atlas Cross Sport.
VW hat bereits Anfang 2024 die Investitionen im US-Markt hoch gefahren. Die SUV-Modelle Scout wurden ganz speziell für den US-Markt entwickelt. Auch die Produktion der Fahrzeuge soll in den USA vonstattengehen. Dafür zieht der VW-Konzern ein neues Werk am Standort Blythewood im US-Bundesstaat South Carolina hoch. Die Schätzungen der Experten gehen davon aus, dass mögliche US-Zölle in höher von 25 Prozent knapp 4 bis 5 Prozent Einfluss auf das Ergebnis von Zinsen Steuern und Abschreibungen (EBIT) haben könnten.

Wie könnte es weitergehen?
In einem weniger schlimmen Szenario könnte Trump schnell davon überzeugt werden, die Zölle vorübergehend wieder auszusetzen - um dann mit Verhandlungen beginnen. Dies war zuletzt bei Kanada und Mexiko der Fall. Doch nun klangen weder Trump noch sein Berater verhandlungsbereit. Die neuen Zölle seien "von Dauer", sagte der US-Präsident. Ähnlich äußerte sich Navarro.
Keine guten News für die deutschen Automobil-Hersteller. Was viele Marktteilnehmer vielleicht schon wieder vergessen haben ist die Tatsache, dass Donald Trump bereits in seiner ersten Amtszeit eine Anhebung der Zölle auf 25 Prozent in Aussicht stellte, was die deutschen Autobauer in Angst versetzte. Es blieb bei einer Drohung.
Donald Trump ist ein Spieler. Trump übt gerne Druck aus, er spielt dabei immer und immer wieder seine Zoll-Karte aus, um andere Parteien an den Verhandlungstisch zu zwingen. Ziel von Trump ist es letztendlich mit einem guten Deal für die USA aus dem Battle zu gehen. Fachleute halten Zölle für eine riskante Strategie, um einen Handelskonflikt auszutragen, weil dies vor allem die Verbraucherpreise ansteigen lässt und damit die Normalbürger am meisten trifft.
Zuletzt hatten Trumps Ankündigungen Turbulenzen am Aktienmarkt ausgelöst. Die US-Notenbank Fed hat außerdem ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr nach unten korrigiert. Bleibt abzuwarten, wie die EU auf diesen Zoll-Poker von Donald Trump reagieren wird.
Enthält Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Volkswagen Vz..