Varta steckt tief in der Krise. Bereits im April hatte der angeschlagene Batteriehersteller erklärt, dass das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr ausreicht, um auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Ein neues Sanierungsgutachten mit alternativen Finanzierungsmaßnahmen wurde ausgearbeitet, ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren bereits angemeldet. Den Aktionären des Batterieherstellers droht damit ein Totalverlust.
Laut Vorstandschef Michael Ostermann ist das Sanierungsgutachten fast fertig. „Es bescheinigt der Varta AG, dass in den nächsten zwölf Monaten nicht die Gefahr einer Liquiditätsunterdeckung besteht, dass diese aber nach diesem Zeitraum eintreten könnte“, so der Firmenlenker gegenüber der FAZ. „Das ist eine Grundvoraussetzung für das Verfahren im Rahmen des Stabilisierungs- und Restrukturierungsgesetzes (StaRUG). Wenn schon jetzt ein akuter Insolvenzgrund vorläge, könnten wir uns gar nicht für das Verfahren anmelden.“
Laut einer Mitteilung vom Sonntagabend könnten der Sportwagenhersteller Porsche, Großaktionär Michael Tojner sowie „weitere interessierte Parteien“ bei dem Batteriekonzern einsteigen. Mit deren Finanzspritze soll Varta dann saniert werden. Die Details werden dem Vernehmen nach noch verhandelt.
AKTIONÄR-Leser wissen: Varta hat schon länger Probleme. Das einst florierende Geschäft mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen für kabellose Kopfhörer musste wegen zurückhaltender Verbraucher und der aufkommenden Konkurrenz aus Asien schwere Rückschläge hinnehmen. Das Geschäft mit Wallboxen zum Aufladen von Elektroautos kommt nicht in Schwung und die zuerst hochgelobte V4Drive-Technologie mit der in Aussicht gestellten Produktion von Batterien für Elektroautos (unter anderem von Porsche) wurde gar nicht erst richtig aufgenommen. Varta drückt eine Schuldenlast von fast 500 Millionen Euro.
„Aufgrund der relativ niedrigen Ertragskraft in Kombination mit den hohen Zinsen für die Schulden fehlen uns aktuell die Mittel, um unsere Produktion dauerhaft zu finanzieren“, so Ostermann im FAZ-Interview. „Wir haben einen Kapitalbedarf, der im hohen zweistelligen Millionenbereich liegt – und wir brauchen einen Schuldenschnitt, um zukunftsfähig zu werden.“
Über das StaRUG bekommen die Investoren am Ende ein schuldenfreies Unternehmen und die Alt-Aktionäre, die das bisherige Wachstum über viele Jahre mitfinanziert haben, gehen nach dem Kapitalschnitt leer aus. Ein Fehler, den die Politik durch eine Gesetzesänderung zeitnah korrigieren muss.
Das Fazit hat Bestand: Die Aktie hat in den letzten Tagen bereits deutlich an Wert verloren, notiert aber immer noch bei rund 1,40 Euro. Im Rahmen der angestrebten finanziellen Neuaufstellung dürfte die Aktionäre aus dem Unternehmen gedrängt werden und am Ende komplett leer ausgehen. Mehrere Analysten haben das Kursziel bereits auf null Euro gesenkt. Für Anleger heißt es daher weiter: Finger weg!