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22.07.2024 Martin Mrowka

Varta-Crash: Leerverkäufer verdienen sich goldene Nase

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Varta

Varta-Aktien sind am Montag mit einem Kursverlust von knapp 70 Prozent in den freien Fall übergegangen. Nachdem der Batteriehersteller ein StaRUG-Verfahren angemeldet hat, bei dem die Aktionäre praktisch enteignet werden, ist die Hoffnung auf ein Börsen-Comeback erloschen. Die zahlreichen Leerverkäufer streichen derweil hohe Gewinne ein.

Das Börsen-Ende von Varta naht. Die Analysten von M.M. Warburg haben das Kursziel heute auf Null gesetzt. Am Freitag war das Unternehmen an der Börse noch 440 Millionen Euro wert, heute nur noch weniger als ein Drittel davon. Das Unternehmen soll zwar vor der totalen Pleite gerettet werden. Dazu sollen die Alt-Aktionäre (Streubesitz 51 Prozent) aus dem Konzern gedrängt werden, Gläubiger auf einen Großteil ihres Gelds und ihrer Ansprüche verzichten. Auch neue Investoren sollen an Bord kommen.

Um die Pläne in die Tat umsetzen zu können, hat der Konzern aus Ellwangen beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) angezeigt. Ein Gerichtssprecher bestätigte am Montag, dass eine solche Anzeige eingegangen sei.

Nach der Sanierung soll Varta dem Plan zufolge entweder einem Konsortium um den bisherigen österreichischen Großaktionär Michael Tojner und den Sportwagenbauer Porsche AG gehören – oder seinen Gläubigern, die im Gegenzug auf einen Teil der Kredite und Schuldscheine verzichten würden. Die bisherigen Aktionäre werden dabei komplett leer ausgehen! 

Freuen können sich hingegen die zahlreichen Shortseller. In den vergangenen Monaten haben diverse Hedgefonds bei sich verschlechternden Lage des Batterie-Konzerns ihre Netto-Leerverkaufsposition in Aktien der Varta AG stark aufgestockt. Laut Bundesanzeiger waren mindestens 4,72 Prozent der Varta-Aktien leerverkauft. Die tatsächliche Größe dürfte über fünf Prozent gelegen haben, da Anteile unter 0,5 Prozent nicht veröffentlichungspflichtig sind. 

Die größte Einzelposition besaßen am 5. Juli die Shortseller von SIH Partners, die 2,05 Prozent der Varta-Aktien leerverkauft hatten. Weitere nennenswerte Anteile besaßen zuletzt Marble Bar Asset Management mit 1,05 Prozent, Qube mit 0,5 Prozent und Ennismore Fund Management mit 0,7 Prozent.

Die Leerverkäufer haben allesamt ihre Positionen im Juni und Juli aufgestockt. Und dürften heute ihre Positionen glattgestellt haben. Nach einem frühen Absturz der Varta-Aktie auf 2,00 Euro erholte sich die Aktie zwischenzeitlich am Vormittag auf 4,25 Euro. Diese Intraday-Kursverdopplung ist möglicherweise auf einen Shortsqueeze zurückzuführen. Xetra-Schluss war dann für Varta bei 3,25 Euro, am Abend notiert der 'Wert' unter der 3-Euro-Marke.

Varta-Aktie seit November 2023  (Xetra, in Euro)
TradingView.com
Varta-Aktie seit November 2023 (Xetra, in Euro)

Kleine Hochrechnung

Geht man von einem durchschnittlichen Einstiegspreis für die geliehenen und dann leerverkauften Aktien von 9 Euro aus (möglicherweise höher), hätten (und haben?) die Shortseller Varta-Aktien am heutigen Montag zwischen 2,00 und 4,00 Euro zurückkaufen können. Ausgehend von der genannten Spanne betragen die Gewinne der Shortseller somit zwischen 125 und 350 Prozent.

Ein Prozent der Varta-Aktien entsprechen etwa vier Millionen Aktien. Eine Überschlagsrechnung ohne Anspruch auf Detailtreue: Ein Hedgefonds, der beispielsweise vier Millionen Varta-Aktien bei 9 Euro leerverkauft hat (36 Millionen Euro) und heute beispielsweise bei nur 4,00 Euro (für 16 Millionen Euro) zurückkaufte, hat also binnen weniger Wochen oder Monate 20 Millionen Gewinn gemacht. Bei 3 Euro sind es natürlich mehr. Insgesamt dürften die Shortseller mit Varta deutlich über 100 Millionen Euro gewonnen haben.

Auch wenn das Unternehmen durch das StaRUG-Verfahren gerettet werden kann, werden die Aktionäre leer ausgehen. Die Shortseller dürften heute ihre Positionen glatt gestellt haben, die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Varta-Aktie nochmals nennenswert erholt, ist praktisch nicht vorhanden. 

DER AKTIONÄR hatte in den vergangenen Monaten Anlegern wiederholt geraten, keine Engagements bei Varta mehr einzugehen. Dabei bleibt es: Keine Deals mit Varta!

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