Demenz ist eine heimtückische Krankheit, die Betroffene und ihre Angehörigen oft verzweifeln lässt. Seit Jahren warten die Menschen folglich auf eine Behandlung. Diese ist jetzt zum Greifen nah – dank Biogen. Die Aktie des Konzerns legt am Mittwoch 38 Prozent zu. Der Markt hat das riesige Potenzial genau im Blick.
Alzheimer ist eine Krankheit, die immer mehr Menschen betrifft. In Deutschland erkranken jedes Jahr zwischen 120.000 und 160.000 Menschen an Alzheimer – aktuell gibt es eine Million Patienten. Weltweit sind es 50 Millionen Erkrankte, so Alzheimer's Disease International. 2030 werden es voraussichtlich 82 Millionen sein und 2050 schon 152 Millionen.
In Deutschland kostet die Behandlung im leichten Krankheitsstadium knapp 15.000 Euro jährlich. Bei schwerer Demenz sind es über 40.000 Euro.
2019 beliefen sich die weltweiten Kosten für Demenz auf rund 1,3 Billionen Dollar.
Biogen und sein japanischer Partner Eisai könnten nun für den Gamechanger sorgen. Studiendaten zufolge könnte das noch nicht zugelassene Präparat das Fortschreiten der Erkrankung abbremsen. Der Antikörper Lecanemab verlangsamt in einem frühen Stadium den Abbau der geistigen Fähigkeiten um 27 Prozent.
„Das ist ein klarer Sieg für Biogen“, so Matthew Harrison, Analyst bei Morgan Stanley. Seine Kollegen der Analystenhäuser Mizuho, Baird und BMO Capital Markets nahmen umgehend eine Hochstufung der Biogen-Aktie vor. Harrison empfiehlt die Aktie weiterhin zum Kauf mit Kursziel 285 Dollar.
Auch in deutschen Fachkreisen äußerten sich Experten positiv. „Wenn sich das bestätigt, wäre das eine gute Nachricht", sagt Linda Thienpont, Leiterin der Abteilung Wissenschaft bei der Alzheimer Forschung Initiative, zur dpa.
Es wäre das erste Mal, dass ein Wirkstoff, der in die Mechanismen der Alzheimer-Krankheit eingreift, tatsächlich einen positiven Effekt auf die Kognition der Betroffenen habe.
Lecanemab ist ein Antikörper, der sich gegen das Eiweiß Amyloid-beta (Abeta) richtet. Dieses Molekül lagert sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten in Form sogenannter Plaques ab, die ein Kennzeichen der Demenz-Erkrankung sind.
Von einem Durchbruch in der Alzheimer-Forschung spricht Frank Jessen, Forscher am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen. „Das ist eine ordentliche Studie, in der die klinische Wirksamkeit sorgfältig geprüft wurde. Es zeigt sich, dass nicht nur die Amyloid-Ablagerungen aus dem Gehirn entfernt werden, sondern - und das ist das Entscheidende – dass sich der Abbau der geistigen Fähigkeiten über 18 Monate entscheidend verlangsamt."
So ein Effekt habe in klinischen Studien mit anderen Antikörpern bisher nicht überzeugend gezeigt werden können.
Biogen steht bei einer Zulassung von Lecanemab vor einer Neubewertung. Im Fokus stehen angesichts der Entwicklung aber auch diese fünf Aktien (hier klicken).
(Mit Material von dpa-AFX)