Der Reisekonzern TUI hofft, dass das Coronavirus nicht wieder zur erlebten „Lockdown-Power“ zurückfindet. Eine "zweite Welle" wäre verheerend. Ab Anfang Juli will TUI weitere Schritte Richtung „normaler Geschäftstätigkeit“ einleiten. Das solle auch zu einem positiven Zufluss an „Working Capital“ führen, teilte der Konzern mit. Führt das die Aktie nach oben?
Wie die Nachrichtenagentur Reuters heute mitteilte, werden kurzfristig verschiedene TUI-Standorte - darunter die Schweiz - ab Mitte Juni oder Anfang Juli wieder einige Destinationen anbieten. Auch in Deutschland, Belgien und den Niederlande geht TUI wieder mit einem Angebot an den Start. Konkret plant TUI, ab Anfang Juli etwa die Hälfte der konzerneigenen Hotels wiederzueröffnen.
Ungefähr ein Viertel des Programms in der Hauptsaison sei derzeit bereits ausgebucht, in der vergangenen Woche habe das Interesse der Kunden "spürbar" zugenommen. "Insbesondere Deutschland und Belgien verzeichnen eine deutliche Erholung." Auf Basis der geplanten Starttermine werden im 4. Quartal 2020 voraussichtlich etwa 30 Prozent der ursprünglichen Kapazitäten angeboten, erklärte das Unternehmen.
Die Preise hätten im Schnitt um 14 Prozent zugelegt, was die dringend nötige Liquidität verbessere. Mittelfristig hatte TUI-Deutschland-Chef Marek Andryszak im Mai wegen der hohen Überkapazitäten "tendenziell günstigere" Reisen in Aussicht gestellt.
Darüber hinaus bezeichnet TUI die Aussichten für das Sommerprogramm 2021 als "vielversprechend", obwohl der Konzern sich in einer frühen Phase des Buchungszyklus befindet. Für das Winterprogramm 2020/21 liegen die Buchungen in Großbritannien sechs Prozent über Vorjahr, die Durchschnittspreise seien um fünf Prozent gestiegen.
Auch das Kreuzfahrtgeschäft soll wieder Fahrt aufnehmen. TUI Cruises will den Betrieb noch im Sommer mit drei- bis viertägigen Kurzkreuzfahrten starten. Je nach Öffnung weiterer Häfen sollen dann zusätzlich längere Routen angeboten werden.
Am 13. August wollen die Hannoveraner dann ein weiteres Update zur Buchungsentwicklung geben. Dann gewährt der weltgrößte Reisekonzern den Anlegern auch einen Blick in die Bücher und gibt die Zahlen fürs dritte Quartal bekannt.
TUI und der Reisemarkt sind nach wie vor im Würgegriff der Corona-Pandemie. Die Pläne des Konzerns zur Wiederaufnahme des Geschäfts sind schön und gut - wären aber schnell Makulatur, wenn es zu einer zweiten Infektionswelle kommt. Vor diesem Hintergrund überwiegen die Risiken die Chancen: Die Aktie taugt - trotz des heutigen Kurszuwachses in einem freundlichen Gesamtmarkt - derzeit nicht als solides Investment.
(Mit Material von dpa-AFX)