Die Reise-Veranstalter wie TUI kämpfen ums Überleben. Jede (weitere) Reisewarnung ist wie ein Berufsverbot. Jetzt hat die Bundesregierung Regionen in elf EU-Ländern zu Corona-Risikogebieten erklärt und warnt nun vor Reisen dorthin. Auch drei als Reise-Destination attraktive europäische Hauptstädte sind dabei. Und: Zwei Analystenhäuser senken ihre Daumen.
Insgesamt sind damit nun schon 14 von 27 EU-Mitgliedstaaten zumindest teilweise wieder als Risikogebiete ausgewiesen. Darunter sind direkt an Deutschland grenzende Regionen in Tschechien und Österreich sowie die die aus Veranstalter-Sicht beliebten Hauptstädte Kopenhagen, Lissabon und Dublin. Zuletzt wurden bereits mit Wien, Budapest, Amsterdam einige „Städtereisen-Klassiker“ zu touristischen Tabu-Zonen erklärt. Damit wird jetzt auch dem diesem Segment zunehmend die Geschäftsgrundlage entzogen.
So kommen im Grunde folgerichtig weitere kritische Analysten-Stimmen: Die NordLB betätigt ihre Verkaufsempfehlung für die TUI-Aktie und senkt das Kursziel von 2,80 auf 2,50 Euro. Das wieder dynamischere Infektionsgeschehen und die damit verbundenen Reisehinweise und -warnungen würden das gerade erst wieder angelaufene Geschäft empfindlich, sagt Analyst Wolfgang Donie.
So sei die wichtige Destination Spanien etwa aktuell ein Komplettausfall. Die verfügbare Liquidität sollte ausreichen, um durch den Winter zu kommen. Danach müsse es jedoch gelingen, wieder Mittelzuflüsse zu generieren. Dies dürfte möglich sein, sofern sich die Lage im Frühjahr weiter entspanne. Ganz so euphorisch wie es die Buchungslage für den kommenden Sommer erscheinen lasse, ist Donie nicht. Auch wenn möglicherweise bis dahin erste Impfstoffe zur Verfügung stünden, dürfte die Corona-Krise uns dann noch begleiten, so der Analyst der NordLB.
Auch Goldman Sachs betrachtet den Touristik-Konzern aus Hannover spektisch. Die US-Investmentbank hat das Kursziel für die Aktie zwar von 1,70 auf 2,40 Euro angehoben, die Einstufung jedoch auf "Sell" belassen. Der Reiseveranstalter werde in diesem Jahr geschätzte 3,6 Milliarden Euro an "Cash verbrennen", so die Goldman-Sachs-Analysten. Die Rechnung beinhalte bereits die 690 Millionen Euro aus dem Verkauf des Anteils an Hapag-Lloyd. Die Staatshilfe von 3 Milliarden Euro mindere andererseits die Bilanzrisiken, ein Positivum aus Sicht der Aktionäre. Sorgen bereitet dem Experten allerdings die lahmende Erholung der Umsätze.
Die Lage für TUI hat sich angesichts der weltweit gestiegenen Infektions-Zahlen weiter verschlechtert. Denn neue Risikogebiete und Reisewarnungen rauben dem Konzern noch zuätzlich Buchungspotenzial und damit Einnahmen. Anleger konzentrieren sich derzeit besser auf Aktien, die - trotz oder gerade wegen Corona - Chancen auf Kursgewinne versprechen.
(Mit Material von dpa-AFX)