Mit einem Minus von rund 15 Prozent ist die Aktie von ThyssenKrupp am Dienstag einmal mehr der Top-Verlierer im MDAX. Anleger zeigen sich nach der Veröffentlichung der Zahlen zum zweiten Quartal des gebrochenen Geschäftsjahres und einem schwachen Ausblick regelrecht geschockt. Besserung ist vorerst nicht in Sicht.
Knapp eine Milliarde Euro hat ThyssenKrupp von Januar bis März verbrannt. Alleine im Stahlbereich, der künftig wieder stärker in den Mittelpunkt rücken soll, fiel ein operativer Verlust (EBIT) von 332 Millionen Euro an. Im laufenden dritten Quartal ist ein Verlust im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erneut „wahrscheinlich“ und „bis zu gut einer Milliarde Euro nicht auszuschließen“, teilte ThyssenKrupp zudem mit.
Durch die hohen Verluste wird auch der finanzielle Spielraum beim Umbau eingeschränkt. MIt dem Verkauf der Aufzugssparte fließen zwar 17,2 Milliarden Euro in die Kassen. Zudem hat sich der Konzern einen Kredit der staatlichen Förderbank KfW gesichert. „Wir haben kein Liquiditätsproblem“, sagte Finanzchef Klaus Keysberg deshalb auch.
Zur Pressemitteilung von ThyssenKrupp
Doch ein Gearing, also das Verhältnis von Fremdkapital zum Eigenkapital, von 643 Prozent, Nettoschulden von 7,5 Milliarden Euro und ein negativer Free Cashflow von 215 Millionen Euro im zweiten Quartal sprechen eine deutliche Sprache. Geht es so weiter wie bisher, wird auch das Geld des Aufzugs-Deals schnell verbrannt sein. In der Aufsichtsratssitzung kommende Woche, auf der Konzernchefin Martina Merz ihre Strategie für die Zukunft präsentieren will, geht es somit um nicht weniger als das Überlebend es Traditionskonzerns.
ThyssenKrupp hat durch die Aufzugsmilliarden einen letzten Pfeil im Köcher. Dieser Schuss muss aber sitzen. Anleger sollten dieses Risiko nicht eingehen und auch nach dem erneuten Ausverkauf die Füße stillhalten.