Mit einem deutlichen Plus am Freitag schaffte die Aktie von ThyssenKrupp einen versöhnlichen Wochenausklang. Doch die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr am Donnerstag haben auch gezeigt, wie schlecht es um den Industriekonzern derzeit steht. Auch Großaktionär Cevian fordert mehr Tempo beim Umbau.
Cevian-Partnerin und Aufsichtsratsmitglied Friederike Helfer hat nach den schwachen Zahlen weitere Anstrengungen bei der Sanierung gefordert. „Bisher ist noch nicht genug passiert“, sagte sie. „Wettbewerber haben in der Coronakrise massiv durchgegriffen und ziehen weiter davon.“
Von Cevian gab es aber auch Rückendeckung für Konzernchefin Martina Merz. Diese habe richtig erkannt, dass es bei ThyssenKrupp ein Sanieren gegen die Zeit sei. Nun müssten aber dringend Taten und Ergebnisse folgen.
Was jetzt noch Mut macht
Klar ist nach dem verhaltenen Ausblick derweil, dass ein weiteres schwieriges Jahr folgt. Doch die Aussichten auf eine Erholung der Wirtschaft und das sich verbessernde Preisumfeld im europäischen Stahlmarkt machen zumindest Hoffnung. Weitere Spartenverkäufe könnten zudem die finanziellen Sorgen lindern und verborgene Werte freisetzen – allerdings muss der Konzern dabei im Auge behalten, nicht komplett filetiert zu werden. Für Merz wird dies ein Ritt auf der Rasierklinge – und das bei zunehmendem Druck von Arbeitnehmern, Politik und Aktionären.
Es gibt bei ThyssenKrupp Anzeichen zur Hoffnung. Doch der Berg an Arbeit bleibt riesig, das haben Zahlen und Ausblick noch einmal untermauert. Ob wirklich alle Probleme behoben werden können, ist nach wie vor offen. Anleger sollten das Risiko deshalb trotz der niedrigen Bewertung noch immer nicht eingehen.