Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp ist robust in das neue Geschäftsjahr gestartet. Dabei profitierte das Unternehmen von der laufenden Transformation sowie den höheren Stahlpreisen, die die gestiegenen Kosten etwa für Rohstoffe und Logistik mehr als ausgleichen konnten. An der Börse kommen die Zahlen gut an, die Aktie legt im frühen Handel zu.
„Wir hatten ein gutes erstes Quartal. Der Turnaround von Thyssenkrupp ist in vollem Gang“, kommentierte Finanzvorstand Klaus Keysberg am Donnerstag in Essen die Zahlen. Die Auftragslage ist weiter robust: So stieg das Neugeschäft um ein Drittel auf 10,4 Milliarden Euro. Die Erlöse erhöhten sich in den drei Monaten per Ende Dezember um 23 Prozent auf rund neun Milliarden Euro.
Schwarze Zahlen
Das bereinigte EBIT sprang von 78 Millionen auf 378 Millionen Euro. Umsatz- und Ergebnis fielen damit höher aus, als von Analysten prognostiziert. Unter dem Strich kehrte der Konzern, der sich derzeit in einem tiefgreifenden Umbau befindet, wieder in die schwarzen Zahlen zurück. So betrug der Nettogewinn 106 Millionen Euro. Hier hatte das Unternehmen im Vorjahreszeitraum noch einen Verlust von 145 Millionen Euro verbucht.
Treiber waren unter anderem das Handelsgeschäft sowie die Stahlsparte, die deutlich mehr Umsatz und Ergebnis erzielten. Beide profitierten von der laufenden Restrukturierung und höheren Stahlpreisen. Im Stahlgeschäft konnten die höheren Preise Lieferengpässe sowie stark gestiegene Rohstoff- und Energiekosten mehr als ausgleichen, wie es hieß. Dagegen machten sich die höheren Kosten sowie Lieferengpässe etwa für Halbleiter im Automobilzulieferergeschäft negativ bemerkbar. Umsatz und bereinigtes Ergebnis lagen hier deutlich unter dem des Vorjahreszeitraumes. Die hohen Kosten belasteten ebenso die Industriekomponentensparte, die ebenfalls ein deutlich geringeres Ergebnis verzeichnete.
Die Jahresprognose hatte Thyssenkrupp bereits auf der Hauptversammlung in der vergangenen Woche bekräftigt. Für 2021/22 geht der Konzern weiterhin von einem bereinigten EBIT von 1,5 Milliarden bis 1,8 Milliarden Euro aus, nach 796 Millionen Euro im Vorjahr. Dazu soll der Jahresüberschuss mindestens eine Milliarde Euro erreichen.
Cashflow als Sorgenkind
„Unser nächstes großes Etappenziel ist ein ausgeglichener Cashflow“, bekräftigte Keysberg zudem. Im ersten Quartal hatte es noch einmal einen deutlichen Mittelabfluss (Free Cashflow vor Zu-/Verkäufen) von 858 Millionen Euro gegeben. Thyssenkrupp begründete dies mit der Vorbereitung auf eine stärkere Nachfrage in den Folgequartalen. Dies sowie die durch die Engpässe in der Lieferkette hervorgerufenen verzögerten Kundenabrufe insbesondere aus der Automobilindustrie hätten zu einem zwischenzeitlichen Aufbau des Umlaufvermögens geführt. Die gestiegenen Preise hätten den Effekt verstärkt.
Der Turnaround bei Thyssenkrupp läuft. Der Sprung in die Gewinnzone ist natürlich erfreulich. Doch noch immer gelingt dem Konzern kein Fortschritt beim Cashflow. Das könnte etwas auf die Stimmung drücken und deutlichere Kursgewinne verhindern. Spekulative Anleger bleiben vorerst dabei.
Mit Material von dpa-AFX