Nach der starken Rallye der vergangenen Tage zählt ThyssenKrupp am Donnerstag zu den schwächeren Werten im MDAX. Fortschritte macht der Konzern derweil bei den Gesprächen mit Liberty Steel über die eigene Stahlsparte. Bereits Anfang Dezember könnte laut Insidern die Due Diligence beginnen.
ThyssenKrupp würde dann die Bücher der Stahltochter für den Konkurrenten öffnen, der bislang als einziger ein Angebot abgegeben hat. Bei der IG Metall stößt die Offerte von Liberty Steel allerdings nach wie vor auf massive Ablehnung.
Weiterhin ist fraglich, ob Liberty Steel die Mittel aufbringen kann, um die dringen benötigten Investitionen in die teils maroden Stahlhütten zu stemmen und den Umbau zu klimaneutralem Stahl zu schaffen. Doch die Lösung hätte auch Vorteile: Im Gegensatz zu einem Zusammenschluss mit Tata Steel oder SSAB dürfte es weniger kartellrechtliche Bedenken geben. Die Geschäfte von Liberty und ThyssenKrupp überschneiden sich kaum, ergänzen sich vielmehr gut.
ThyssenKrupp ist vor allem bei Auto- und Verpackungsstahl stark. Liberty Steel hat seine Hauptaktivitäten im Baugewerbe und bei der industriellen Fertigung. Liberty-Chef Sanjeev Gupta setzt zudem auf eine bessere Auslastung der deutschen Stahlhütten, um so Synergien zu schaffen.
Die Liberty-Lösung hätte gute Seiten. Sie wirft aber auch Fragen auf und dürfte gegen den Widerstand der Gewerkschaften schwer umsetzbar sein. Doch eine Entscheidung muss zeitnah fallen, denn ThyssenKrupp läuft nach dem Milliardenminus im abgelaufenen Geschäftsjahr die Zeit davon. DER AKTIONÄR favorisiert für eine Erholung der ohnehin spekulativen Stahlbranche deshalb weiter den kleineren Stahlhändler Klöckner & Co.