Die Abspaltung der Aufzugssparte bestimmt bei ThyssenKrupp nach wie vor die Schlagzeilen. Noch immer ist völlig offen, ob die Sparte eigenständig an die Börse kommt oder an einen Finanzinvestor respektive einen Konkurrenten verkauft wird. Alle Lösungen haben ihren Charme – der DAX-Konzern muss die Vor- und Nachteile nun abwägen.
Lange galt der Gang an die Börse als die favorisierte Lösung von ThyssenKrupp-Chef Guido Kerkhoff. Die Vorteile liegen auf der Hand: An der Börse wird der faire Marktwert schnell offensichtlich. Zudem kann ThyssenKrupp selbst festlegen, welcher Anteil abgegeben wird – und wann dieser weiter verringert wird. Gleichzeitig profitiert der finanziell angeschlagene DAX-Konzern auch künftig von möglichen Dividendenzahlungen der lukrativen und wachstumsstarken Tochter.
Allerdings haben die vergangenen Wochen gezeigt, dass ein Verkauf wohl mehr Geld bringen wird als ein Börsengang. Finanzinvestoren und Wettbewerber könnten sich eine regelrechte Übernahmeschlacht liefern. Das Interesse an der Aufzugssparte ist riesig – denn für Investoren gibt es selten die Möglichkeit ein derart starkes und zukunftsträchtiges Geschäft zu erwerben. Erste Schätzungen sprechen der Tochter bei einer Übernahme bereits einen Preis von über 20 Milliarden Euro zu.
Doch auch hier gilt es zu differenzieren. Ein Wettbewerber wie Kone oder Hitachi könnte wohl einen höheren Preis zahlen. Aufgrund der zu erwartenden hohen Synergieeffekte wäre eine Übernahme auch dann noch zu rechtefertigen. Finanzinvestoren wiederum haben den großen Vorteil, dass keine aufwendige kartellrechtliche Prüfung vonnöten wäre – damit würde die finanziell angeschlagene Mutter schneller an Geld kommen, um die Probleme in den anderen Sparten angehen zu können.
ThyssenKrupp muss sich entscheiden. Mehr Geld, mehr Mitbestimmung oder schnelle Kasse: Es wird eine schwierige Entscheidung für Konzernchef Guido Kerkhoff. So oder so dürfte die Trennung von der Aufzugssparte aber verborgene Werte freilegen. Die Tochter ist etwa das Doppelte wert als das gesamte Konglomerat ThyssenKrupp. Mutige setzen darauf, dass diese Bewertungslücke geschlossen wird.