Der Industriekonzern ThyssenKrupp hält eine Fusion seines Stahlgeschäfts mit dem Konkurrenten Salzgitter für möglich. "An einer deutschen Lösung haben natürlich viele ein Interesse. Da haben wir einen großen Gestaltungsspielraum", sagte ThyssenKrupp-Chefin Martina Merz der "Süddeutsche Zeitung" (Mittwochausgabe). Der Managerin zufolge kennen sich sie und Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann schon lange. "Wir vertrauen uns, das ist eine gute Grundlage für Gespräche", sagte die Managerin. Sie verfolge aber alle Optionen und werde sich nicht zu früh auf eine Möglichkeit festlegen.
So schließt Merz einen Verkauf der Sparte an chinesische Investoren nicht aus. "Ich habe schon oft erlebt, dass Lösungen zuerst auf Bedenken stoßen – und dass sich das dann aber auch ändern kann", kommentierte sie entsprechende Spekulationen.
ThyssenKrupp hatte am Montagabend bekannt gegeben, sein Stahlgeschäft – das Herzstück des Konzerns – möglicherweise zusammen mit einem Partner weiterzuentwickeln. Auch die Abgabe der Mehrheit sei eine Option. Merz räumte ein, dass sie nach Amtsantritt im vergangenen Oktober zunächst geplant hatte, die Stahlsparte im Konzern zu halten. "Dann hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht." Der Aufsichtsrat habe der neuen Strategie geschlossen zugestimmt. Eine Insolvenz des Konzerns drohe derzeit nicht.
Den Aktionären machte die Managerin Hoffnung, dass es bald wieder eine Dividende geben könne. Es werde zwar schwierig, schon im nächsten Geschäftsjahr über eine Ausschüttung zu reden. "Aber wir streben eine Dividende für das darauffolgende Jahr an", sagte sie der Zeitung.
Die Aktie von ThyssenKrupp konnte am heutigen Dienstag deutlich zulegen. Für eine Entwarnung ist es aber weiter zu früh. Die angekündigte Neuausrichtung ist überfällig. In neuer Struktur soll nun die Trendwende gelingen. Der Weg bis zum Turnaround ist noch steinig und mit vielen Risiken verbunden.
(Mit Material von dpa-AFX)