Nach dem starken Lauf zuletzt muss die ThyssenKrupp-Aktie am Dienstag wieder Federn lassen. Der Fokus der Anleger liegt bereits auf den Zahlen zum abgelaufenen Quartal, die am Donnerstag, 19. Februar, präsentiert werden. DER AKTIONÄR zeigt, worauf es beim Industriekonzern nun ankommt.
Mit Blick auf die Zahlen sehen die Experten rot. Zwar dürfte die Entwicklung im vierten Quartal nicht mehr ganz so desaströs ausfallen wie noch im Vorquartal, jedoch rechnen Analysten in einem vom Unternehmen veröffentlichten Konsens operativ erneut mit einem Verlust. Der freie Mittelabfluss dürfte wieder die Milliardengrenze erreicht haben. Für das gesamte Geschäftsjahr liegt die durchschnittliche Schätzung des Mittelabflusses bei gut fünf Milliarden Euro. Auch hier sehen sie die Ergebnisse tiefrot.
Im Blick steht dabei die weitere Entwicklung des Konzerns. Analyst Bastian Synagowitz von der Deutschen Bank rechnet dabei auch für 2020/21 mit einem negativen Cash-Flow.
Stahlsparte im Fokus
Die milliardenschweren Mittelabflüsse bei ThyssenKrupp werden seit Jahren kritisiert. Daher hält so mancher Analyst einen Verkauf der Stahlsparte, die dafür maßgeblich verantwortlich ist, für keine schlechte Lösung. Der vollständige Verkauf könnte optisch attraktiv sein, da er die Bilanz weiter stärken würde, schrieb etwa JPMorgan-Analyst Luke Nelson.
So könnten die Verbindlichkeiten reduziert werden, zudem würde sich ThyssenKrupp kurzfristig der schweren Last hoher negativer Liquiditätsabflüsse entledigen. Allerdings gab Nelson unter anderem zu bedenken, dass der Verkauf an einen Konkurrenten wie Liberty Steel die kartellrechtlichen Risiken erhöhen würde. Zudem hätten wichtige Interessengruppen wie zum Beispiel Gewerkschaften bereits ihre Ablehnung des vorgeschlagenen Deals zum Ausdruck gebracht.
Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank sieht ThyssenKrupp in einer schwachen Verhandlungsposition. Der Angebotspreis könnte unter den Erwartungen des Konzerns liegen. Eine Deutsche Stahl AG, zusammen mit Salzgitter, sei gegenwärtig nicht zu realisieren.
ThyssenKrupp kämpft weiter mit vielen Baustellen. Vor den Zahlen bleibt das Risiko hoch. Anleger gehen deshalb im Vorfeld nicht aus der Deckung und bleiben an der Seitenlinie.
Mit Material von dpa-AFX