Der Industriekonzern ThyssenKrupp befindet sich weiter mitten im Umbau. Nach wie vor ist offen, wie die Zukunft aussehen soll, viele offene Fragen sind noch immer nicht beantwortet. DER AKTIONÄR nennt die fünf wichtigsten Fragen und zeigt, worauf es in den kommenden Wochen ankommt.
Was passiert mit dem Angebot von Liberty Steel?
Liberty Steel hat ein konkretes Angebot für die Stahlsparte vorgelegt. Allerdings fehlen dem Konzern wohl die Mittel, um die dringend benötigten Investitionen in die teils maroden Stahlhütten zu tätigen. Nicht nur bei den Arbeitnehmern stößt das Angebot deshalb auf wenig Gegenliebe. Ein Deal scheint mindestens fraglich.
Welche Alternativen gibt es für die Stahlsparte?
Die SPD hat einmal mehr einen Staatseinstieg ins Spiel gebracht. Die CDU-geführte Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hält davon wenig, ist aber bereit, finanzielle Hilfen für den Wandel zu klimaneutralem Stahl zu leisten. Alternativen zum Liberty-Angebot sind rar, die potenziellen Interessenten SSAB und Tata Steel sollen inzwischen selbst über einen Zusammenschluss nachdenken. Zudem ist die Verhandlungsposition von ThyssenKrupp aufgrund der angespannten finanziellen Lage denkbar schlecht. Eine Lösung ist nicht in Sicht.
Wofür will der Konzern künftig stehen?
Sollte sich ThyssenKrupp doch vom Stahl trennen, verliert der Konzern sein Herzstück. Auch viele andere Sparten stehen auf dem Prüfstand. Werkstoffhandel und Industriekomponenten taugen kaum dafür, Aufbruchstimmung zu erzeugen. Helfen könnte die Wasserstoff-Fantasie. Doch die Anlagenbau-Tochter Uhde steht bislang selbst zur Disposition. Hier könnte ein Umdenken erfolgen.
Wie viel Zeit bleibt dem Vorstand noch?
ThyssenKrupp verbrennt viel Geld. Die finanziellen Mittel aus dem Verkauf der Aufzugssparte reichen nicht ewig. Mit den Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr, die am 19. November präsentiert werden, herrscht Klarheit, wie es um die Bilanz steht. Klar ist aber bereits im Vorfeld: Die Uhr tickt, Entscheidungen sollten schnell fallen.
Was machen die Großaktionäre?
Cevian und die Krupp-Stiftung standen in der Vergangenheit oft in den Schlagzeilen. Zuletzt ist es aber ruhig geworden. Klar ist: Die Stiftung ist auf die Dividenden angewiesen und wird die Durststrecke nicht ewig verkraften. Ohne operative Verbesserungen kann das Management hier aber nichts machen. Cevian ist mit seiner Position deutlich im Minus – das Engagement gilt als klare Fehlinvestition. Die Geduld ist bereits länger am Ende. Doch auf dem aktuellen Niveau kann der Finanzinvestor kaum aussteigen. Intern dürfte der Druck auf die Vorstandschaft aber weiter hochgehalten werden.
ThyssenKrupp kämpft an vielen Fronten. Sollten Lösungen gefunden werden, sind angesichts der niedrigen Bewertung deutlich höhere Kurse drin. Doch die Risiken sind hoch, zu viele Baustellen gibt es. Schnelle Besserung ist deshalb noch immer nicht in Sicht. Vor den Zahlen warten Anleger weiter ab.