Die Tesla-Aktie eröffnet nach dem Model-Y-Event rund vier Prozent schwächer. Elon Musk ist nicht gelungen, die selbst geschürrten Erwartungen zu übertreffen. Das Gros der Analysten reagiert entsprechend kritisch. "Das Model Y könnte das Model 3" kannibalisieren, fürchtet etwa Morgan Stanley. Es sei nicht einmal 10 Prozent teurer als das Model 3 - daher könnten viele den Kauf des Model 3 verschieben und auf das neuen Tesla Model Y warten. Cowen ist "enttäuscht", da die Nacht keine wirklichen Überraschungen bereit gehalten habe. Das Event habe keine frische Euphorie für die Tesla-Marke erzeugt und das "one more thing" habe gefehlt.
Und Berstein ist "besorgt", ob es Musk schafft, wirklich schon Ende 2020 in die Massenproduktion zu gehen. Goldman Sachs sieht insgesamt für das Model Y einen Bestelleingang von 200 bis 400.000. Das wären weniger als die von Musk in Aussicht gestellten eine Million. Doch es gibt auch Bullen. Macquarie glaubt an das "wichtigste Autos in Teslas Geschichte" und erwartet eine "starke Nachfrage" danach.
Wir berichteten: Ein schönes Auto - wie das Model 3. Doch hier beginnt das Problem: Aus Kostengründen hat Elon Musk beim Model Y auf den großen Wurf verzichtet. Aufgrund seiner Leistungswerte und des gefälligen Designs wird es hunderttausende Käufer finden. Doch Tesla hat die Messlatte selbst sehr hoch gelegt - Elon Musk zufolge erwartet er vom Mini-SUV deutlich höhere Absatzzahlen als vom Model 3 bis hin zu siebenstelligen Werten - obwohl das Model Y teurer wird. Ein Blick auf die GoogleTrends-Daten zeigt, dass die Euphorie weit geringer ist als damals 2016 zum Model-3-Event. Zwar werden viele Presseartikel erst im Laufe der nächsten Tage veröffentlicht und der Aufmerksamheits-Peak liegt noch vor uns - doch selbst der Vergleich der Trend-Daten vor den Events zeigt, dass 2016 das Interesse am Model 3 grob doppelt so hoch war als nun zur Model-Y-Enthüllung.
Auch die Reaktionen im Netz und der Reporter vor Ort sind positiv - aber nicht euphorisch. Ein Bild-Reporter (Tweet) bezeichnet das Model Y als das "bisher uncoolste" Auto von Tesla. Das Model Y wird ein Erfolg werden - doch Elon Musk braucht einen Mega-Erfolg, um die jüngste Absatzschwäche hinter sich zu lassen. Anleger warten weiterhin ab, ob die Vorfreude auf den Verkauf des Model Y reicht, um endlich die Marke zwischen 320 und 330 Dollar zu knacken.
Mein erster Eindruck vom #ModelY: die SUV-Version des @Tesla #Model3 . Das wahrscheinlich uncoolste der jetzt vier Modelle. Aber etwas nutzwertiger. Und immer noch mit dem beeindruckenden Tesla-Antrieb. Auch die Reaktion der Fans in der Halle war eher zurückhaltend @autobild pic.twitter.com/k7U8QqWOvQ
Wir berichteten heute Nacht: Um vier Uhr MEZ hat Elon Musk das neue Model Y vorgestellt. Hier sind die ersten Bilder. Das Design von Franz von Holzhausen ist gewohnt gefällig und windschnittig (cw: 0,23) - wenngleich wie von Elon Musk angekündigt, große Überraschungen bei der Optik aufgrund der Nähe zum Model 3 ausblieben. Doch für Kunden gab es dennoch zwei angenehme Neuerungen, die so nicht erwartet wurden: Das Model Y wird mit sieben Sitzen angeboten. Zudem ist die Reichweite mit bis zu 300 Meilen (480 Kilometern) am oberen Ende der Schätzungen angegeben. Die Basisvariante (370 km) wird erst Frühjahr 2021 auf den Markt kommen und soll 39.000 Dollar kosten. Die Langstreckenversion (480 km Reichweite) wird hingegen laut Musk schon im Herbst 2020 für 47.000 Dollar erhältlich sein. Die ersten Reaktionen der potenziellen Kunden auf das Model Y sind primär positiv - doch der ein oder andere Kritiker bemängelt die große Ähnlichkeit zum Model 3.
Die große Frage ist: Wie viel Model Y kann Tesla verkaufen? Der CEO erwartete älteren Aussagen zufolge für das Model 3 eine potentielle Nachfrage von "700.000 bis 800.000 pro Jahr, in einer Rezession vielleicht nur 500.000". Aktuell hält sich Elon Musk aufgrund einer SEC-Untersuchung mit solchen Aussagen zurück. Für das Model Y soll die Nachfrage, nach älteren Aussagen, ungefähr doppelt so groß sein, was mindestens einer Million Autos pro Jahr entsprechen würde.
congrats to @elonmusk and the @tesla team! this is history! we’re finally #S3XY!!! soon we’ll be #SemiS3XY! then we’ll be #SemiS3XYRoadster! and if the pickup truck is the Model M, then we’ll be #SemiSM3XYRoadster!
Das sind die größten Konkurrenten vom Model Y: Kleinlaut im Diesel-Skandal, doch nun mit großen Worten in die Elektro-Offensive. „Wir werden 2020 kommen mit Fahrzeugen, die alles können wie Tesla und um die Hälfte billiger sind“, so VW CEO Herbert Diess im ZDF. Mit dem VW I.D. Neo sieht man das erste Ergebnis der Investitionen. Mit einem Preis von mindestens 30.000 Euro, ist es billiger als der Tesla. Mit einer maximalen Reichweite von 550 Kilometer punktet man zudem gegen das höhere Model Y. SUV sind weniger windschnittig, weswegen etwa Electrek auch gegenüber dem Model 3 beim Model Y eine „10 bis 15 Prozent" geringere Reichweite erwartet.
Let me be more specific. I superimposed a picture of a Model 3 on the supposed "Model Y" on stage tonight. You tell me what the heck is going on here! $TLSA $TSLAQ pic.twitter.com/jo0Iq5oTdz
Auch wenn das Design des VW biederer ist als das von Tesla – alleine aufgrund der Preis-Leistungsdaten scheint ein gewisser Erfolg vorprogrammiert: Jürgen Stockmann, Markenvorstand, hält es für möglich, dass die Launch Edition bereits ausverkauft sein wird, bevor das Auto im September offiziell vorgestellt wird. Die Vorbestellungen beginnen bereits am 8. Mai. VW will 2020 bereits 200.000 elektrifizierte Autos verkaufen. Ganz frisch die Meldung, dass VW beschleunigt und bis 2025 ganze 30 (bisher 20) batteriebetriebene Modelle anbieten will. Fazit: Wird am Marktanteil von Tesla knabbern – doch SUV-Fans und Puristen setzen auf das Model Y.
Audi Q4: Auf Augenhöhe
Audi setzt ähnlich wie Tesla auf einen kompakten SUV, den Audi Q4. Näheres wissen wir erst ab 15. März. Doch nach bisherigen Schätzungen positioniert sich die VW-Premiummarke mit dem Q4 punktgenau auf Augenhöhe mit dem Model Y. Punkten kann Audi mit dem futuristischen Design. Bisher gelang es Tesla meist bei der Beschleunigung der Konkurrenz mindestens eine Nasenlänge voraus zu sein – kontern könnte Audi hier mit seinem Qualitätsanspruch und einer hohen Zuverlässigkeit. Fazit: Ein stimmiges Produkt, das seine Fans finden wird.
Polestar 2: Geheimfavorit
Volvo wird mit seinem Tochterunternehmen Polestar, das 2020 mit dem Polestar 2 ihr erstes voll elektrisches Auto herstellen wird, ebenfalls eingreifen. Mit ähnlicher Reichweite, Preisklasse und sportlicheren Design kann es als ernstzunehmender Model-Y-Alternative betrachtet werden. Zumal Unternehmenschef Thomas Ingenlath "zehntausende" davon verkaufen will. Auch wenn es für die Schweden schwer wird, dem Hype rund um Tesla Stirn zu bieten, sie versuchen es: "Der Polestar 2 tritt gegen das Model 3 von Tesla an”. Was Daten und Preise angeht, spielt das Elektroauto in einer Liga: Es verfügt über zwei E-Motoren und eine 78-kWh-Batterie. Fazit: Cooles Image und durchdachter Style – eine echte Tesla-Alternative.
Verkaufssieger: Model Y
Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen: Die meisten Bestellungen wird das Model Y einheimsen. Doch während das Model 3 2016 quasi konkurrenzlos war, muss sich das Tesla Model Y nun im Wettbewerb behaupten. Entscheidend wird für den operativen Erfolg, dass Tesla zu einem effizient produzierenden Autohersteller wird – siehe auch hier.