Er ist mehrfacher Selfmade-Milliardär und war der erste aktivistische Investor, der mit seinen knallharten Deals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde: Carl Icahn. Doch nicht erst seit seine Beteiligungsgesellschaft von einem Leerverkäufer attackiert wird, ist Sand im Getriebe. Wie konnte das passieren? Nachfrage bei Icahn-Biograf Mark Stevens.
Icahn Enterprises heißt der börsennotierte Teil von Icahns Geschäft. So erfolgreich wie früher, als Icahn als einer der ersten aktivistischen Investoren überhaupt Druck bei großen Unternehmen gemacht hat, um Veränderungen zu erzwingen und Aktienkurse in die Höhe zu treiben, ist Icahn inzwischen aber oft nicht mehr. Das liegt nach Ansicht von Stevens nicht nur daran, dass Icahn mit dem Alter etwas seinen Biss verloren hat. „Ich habe ein Problem damit, dass Carl zum Stock-Picker geworden ist. Dabei war es nicht der Schlüssel zu seinem Erfolg, dass er Aktien ausgewählt hat“, sagte Stevens im Interview mit Euro am Sonntag. „Er hat Opfer ausgewählt.“
Vergangenes Jahr wurde Icahn dann selbst zum Opfer. Shortseller Hindenburg attackierte. Der Kurs von Icahn Enterprises ist seit dieser Zeit mehr als 50 Prozent im Minus. „Was Carl da vor einem Jahr passiert ist, ist für ihn – abgesehen von einer schrecklichen Verletzung oder Tod – das Schlimmste auf der Welt. Jemand hat ihn in seiner Welt geschlagen und bewiesen, dass er schlauer ist“, sagte Stevens. Hindenburg-Chef Nathan Anderson habe Icahn mit dessen eigener Technik geschlagen. „Nathan hat exakt das gemacht, was Carl macht: Er schaut sich die Bücher an. Er hat die Vermögenswerte von Icahn Enterprises in der Bilanz unter die Lupe genommen und gesagt: ,Die sind alle überbewertet.‘“
Inzwischen läuft auch eine Untersuchung gegen Icahn Enterprises. Dabei galt Icahn als Meister des Financial Engineerings, der jahrelang aus Unternehmen das Maximum an Wert herausgequetscht hat – typisch Heuschrecke und Unternehmensplünderer. „Gerade deswegen hat mich das überrascht“, sagte Stevens im Interview. „Carl wusste immer, wo die Grenze zwischen legal und illegal verläuft. Er hat diese Linie nie überschritten – nicht aus moralischen Gründen, sondern weil andere davon hätten erfahren können und damit ein Druckmittel gegen ihn in der Hand gehabt hätten.“
Im vollständigen Interview (Link) erklärt Stevens, ob aus seiner Sicht Icahn ein Comeback gelingen kann und warum Icahn über die Jahre wohl überhaupt teilweise von seinem alten Erfolgsrezept abgekommen ist.
Stevens hat mit „King Icahn“ ein Buch über Icahns Erfolgsjahre bis 1993 geschrieben. „King Icahn“ ist seit Dezember auch erstmals auf Deutsch erhältlich.
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