Sein Ruf als aktivistischer Investor an der Wall Street ist legendär, seine Methoden rabiat. Doch jetzt gerät Carl Icahn mit seiner Beteiligungsgesellschaft selbst ins Visier von Jägern. Der renommierte Shortseller Hindenburg Research erhebt schwere Vorwürfe gegen den Starinvestor.
Vertauschte Rollen. Normalerweise ist es Carl Icahn, der für Ärger sorgt, indem er sich in Unternehmen einkauft und Druck auf das Management ausübt, um so den Aktienkurs zu steigern. Doch in dieser Woche hat der Shortseller Hindenburg Research zum Schlag gegen den Multimilliardär und dessen Anlagevehikel Icahn Enterprises (IEP) ausgeholt. Der Vorwurf: Icahn Enterprises haben seine Zahlen aufgeblasen und eine Art Schneeballsystem installiert, um hohe Dividenden auszahlen zu können.
An der Börse reagierten die Anleger verunsichert. Die Aktie von Icahn Enterprises brach um mehr als 20 Prozent im Wert ein.
Im Report von Hindenburg heißt es, Icahn habe um sich herum eine Aura der Unfehlbarkeit aufgebaut und Anleger durch weit überdurchschnittliche Dividenden in die Aktien gelockt. Laut Hindenburg beträgt die Dividendenrendite von Icahn Enterprises (vor der Kurskorrektur am Dienstag) 15,8 Prozent und damit sechs Prozentpunkte mehr als die des nächstplatzierten Unternehmens im Ranking der Top-Dividenden-Titel.
In der Studie schreibt Hindenburg: "Die Dividende wird durch den Cashflow und die Investitionsleistung von Icahn Enterprises (IEP), die seit Jahren negativ ist, in keiner Weise gestützt. Das Anlageportfolio von IEP hat seit 2014 rund 53 Prozent verloren. Die Zahlen zum freien Cashflow des Unternehmens zeigen, dass IEP im selben Zeitraum kumuliert 4,9 Milliarden Dollar verbrannt hat."
In einer Stellungnahme vom Dienstag wies Icahn Enterprises die Vorwürfe des Shortsellers zurück und warf Hindenburg seinerseits vor, von einer Short-Position auf IEP profitieren zu wollen.
DER AKTIONÄR meint: Ob sich die Vorwürfe gegen Icahn und seine Gesellschaft als wahr herausstellen, ist momentan nicht abzusehen. Allerdings haben sich die Autoren des Reports mit Carl Icahn einen Gegner ausgesucht, der als zäh gilt und zudem mit allen Wassern gewaschen ist. Das könnte spannend werden.