Snapchat ist bei den unter 25-Jährigen beliebt – das stand auch schon zum Börsengang fest. Doch laut einer aktuellen Studie von eMarketer ist Snapchat mittlerweile sogar beliebter als Facebook. Und nicht nur die App kann zulegen, auch der Aktienkurs klettert seit zwei Wochen nach oben.
Laut einer Studie von eMarketer schlägt Snapchat bei jungen US-Amerikanern den großen Konkurrenten Facebook. Nun ja – nicht ganz. Zwar lässt sich im Vorjahresvergleich eine Abwanderung der Facebook-Nutzer hin zu Instagram und Snapchat feststellen. Doch Instagram gehört zum Facebook-Konzern. Der Internet-Konzern übernahm 2012 die Foto-Messaging-App für rund eine halbe Milliarde Dollar. Mit dieser Akquisition sicherte sich Facebook heute die wachsende Zahl der jungen Nutzer, die niemals das soziale Netzwerk nutzen.
Wie hart der Konzern um diese jungen Nutzer für die Plattform Instagram kämpft wird klar, wenn man die zwar erlaubten, aber fragwürdigen Faceboook-Methoden beleuchtet: Auf Instagram wurden fast alle essentiellen Snapchat-Features abkopiert.
Dieser Vorgang schadete dem Nutzerwachstum von Snap enorm. Im vergangenen Quartal stieg die Anzahl der täglich aktiven Nutzer nur um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr auf aktuell 173 Millionen. Vor einem Jahr erzielte Snap im gleichen Zeitraum noch ein Nutzerwachstum von 17 Prozent.
Entsprechend schwächer fällt auch das Umsatzwachstum von 153 Prozent aus. Sicher, ein dreistelliges Umsatzwachstum ist ein beeindruckendes Ergebnis – schwach erscheint es im Vergleich zum Vorjahr. Im Q2 2016 konnte Snap noch einen 1.255 Prozent Anstieg vermelden. Dieses raketenhafte Wachstum war der Grund für den Hype und die hohe Bewertung vor dem Börsengang. Ein Grund, der aktuell nicht mehr existiert.
So kannten die Aktien des jungen Start-ups seit dem IPO nur den Weg nach unten. Den Tiefpunkt erreichte der Kurs am 14. August bei 11,28 Dollar. Doch seit knapp zwei Wochen bahnt sich, zumindest was den Aktienkurs angeht, ein kleiner Turnaround an. Die Snap-Aktien stiegen um knapp 30 Prozent auf aktuell 14,53 Dollar.
Wirtschaftlich ist jedoch kein Anzeichen zu sehen, dass Snap seine operativen Geschäfte auf Vordermann bringen kann. Sollten im ersten Quartal die hohen Umsatzkosten gesenkt und eine Verdopplung des Erlöses erreicht werden, dürfte das Wachstum des negativen Cashflows zumindest eingedämmt werden. Das würde Investoren ein fundamentales Kaufsignal liefern.
Konservative Anleger, die langfristige Positionen eingehen, sollten daher Abstand halten. Wer mehr Risiko verträgt, könnte auf das charttechnische Momentum setzen und eine Trading-Position eingehen. Ein deutlicher Widerstand findet sich hier im Bereich 17,00 Dollar. Schon früher droht jedoch ein Abprallen an der 50-Tage-Linie bei 15,13 Dollar. Nach unten sichern die Marken bei 13,60 und 12,00 Dollar. Über die Q3-Zahlen hinaus sollte diese Position nicht gehalten werden.