Bei relativ ruhigem Handel konnten die drei großen US-Aktien-Indizes am Dienstag keine einheitliche Linie finden. Während der Dow Jones leicht im Minus endete, schlossen S&P 500 und Nasdaq 100 mit Gewinnen. Die Nvidia-Aktie konnte sich vor dem wichtigen Mittwoch den Spitzenplatz im Dow Jones sichern.
Der schon zu Wochenbeginn schwächelnde Leitindex Dow Jones Industrial ging mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 43.268,94 Punkten in den Feierabend. Dagegen drehte der marktbreite S&P 500 nach ebenfalls schwächerem Start in positives Terrain und gewann letztlich 0,4 Prozent auf 5.917 Punkte. Er knüpfte damit an seine freundliche Vortagsentwicklung an. Ähnlich sah es beim technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 mit einem Kursanstieg um 0,7 Prozent auf 20.684,59 Punkte aus.
Die Anleger hätten die anfänglichen Ängste vor einer Eskalation des Ukraine-Kriegs abgeschüttelt, hieß es aus dem Markt. Nach der US-Erlaubnis für den Einsatz weitreichender Waffen aus ihrem Land gegen Ziele in Russland beschoss die Ukraine laut Moskauer Verteidigungsministeriums russisches Territorium mit sechs Raketen aus US-Produktion.
Das Nvidia-Kursplus von fast fünf Prozent ließ positive Erwartungen an die am morgigen Mittwoch nachbörslich anstehenden Zahlen des KI-Halbleiter-Spezialisten erkennen. Diese dürften das wichtigste Ereignis in den noch verbleibenden Wochen des Börsenjahres sein, noch vor dem Dezember-Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, schrieben die Aktienstrategen der britischen Bank Barclays.
Zwar wackelt der sogenannte "Trump-Trade" zusehends, mit dem Anleger auf den Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen reagiert hatten. Von den Rekorden, die die großen US-Indizes zuletzt aufstellten, sind die Kurse wieder etwas zurückgekommen. Denn es besteht die Sorge, Trump könnte mit seiner Politik die Inflation anheizen und so die Bereitschaft der Fed bremsen, die Zinsen weiter zu senken.
Nancy Tengler von Laffer Tengler Investments riet dennoch dazu, sich nicht vom launischen Markt abschrecken zu lassen. Denn an den Börsen werde die Gewinnentwicklung der Unternehmen gehandelt – und diese sehe in der zu Ende gehenden Berichtssaison sehr gut aus. "Ich würde keine Aktien vor der Veröffentlichung von Zahlen empfehlen", sagte die Expertin. Doch sollten Nvidia danach unter Druck geraten, würde sie zugreifen.
Walmart wartete am Dienstag mit einer erneuten Anhebung der Jahresziele auf. Zudem übertraf der Supermarktkonzern mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten. Die Aktien setzten ihre Rekordjagd fort und belegten mit zuletzt plus drei Prozent den zweiten Platz im Dow-Ranking.
Dagegen enttäuschte der Baumarkt-Konzern Lowe's die Anleger, obwohl er den Jahresausblick für den Umsatz ebenfalls erhöhte: Die Papiere büßten 4,6 Prozent ein. Die Zahlen hätten zwar mehr oder weniger die Erwartungen erfüllt, doch nach den Resultaten des Konkurrenten Home Depot hätten einige Investoren wohl auf noch etwas mehr gehofft, hieß es unter Händlern.
Die Anteilscheine von Super Micro Computer setzten ihre Erholungsrally vom Vortag mit plus 31 Prozent auf 28,27 Dollar fort. Bereits am Montag war darüber spekuliert worden, dass der einst als KI-Gewinner gehandelte Serverspezialist einen Zwangsrückzug von der Börse wegen eines verschobenen Jahresabschlusses noch vermeiden kann. Mittlerweile wurde ein konkreter Plan vorgestellt. Mit einem neuen Auditor im Rücken sollen die Anforderungen der Nasdaq-Börse in letzter Minute erfüllt werden.
Zweitbester Nasdaq-100-Wert waren AppLovin, die sich um weitere 7,8 Prozent auf das neue Allzeithoch bei 321,19 Dollar verteuerten. Der Tech-Wert läuft nun heiß. Seit Jahresanfang hat sich die Aktie verachtfacht.
Die Anteilseigner des Kryptowährungs-Marktplatzes Bakkt konnten sich nach dem gestrigen Höhenflug zunächst über ein weiteres Kursplus freuen, schlossen dann aber doch mit einem Abschlag von 1,1 Prozent. Grund für die jüngste Euphorie ist die anhaltende Übernahmefantasie. Kreisen zufolge befindet sich die Trump Media & Technology Group (TMTG) des designierten US-Präsidenten in entsprechenden Verhandlungen. Deren Papiere verloren 8,9 Prozent.
Nachdem es in der vergangenen Woche mit den meisten Pharma-, Impfstoff- und Biotech-Aktien abwärts ging, weil Donald Trump den Impfskeptiker Robert F. Kennedy Jr. als US-Gesundheitsminister in der künftigen Regierung nominiert hatte, beruhigen sich viele Werte wieder. BioNTech-Papiere zogen 4,5 Prozent an, Pfizer schafften es nach schwachem Start immerhin leicht ins Plus. Moderna verloren hingegen gut sechs Prozent. Die deutlichen Gewinne vom Vortag nach einer positiven Studie von Piper Sandler sind nun wieder komplett weg.
(Mit Material von dpa-AFX)