Kratzt das Unternehmen gerade noch die Kurve? Gestern wurde praktisch in letzter Minute mit dem Einreichen eines konkreten Zeitplans bei der SEC ein Delisting verhindert. Super Micro Computer darf nun vorerst im Nasdaq-Index verbleiben. Außerdem wurde ein neuer Wirtschaftsprüfer gefunden. Und: SuperMicro will Nvidia bei seinem Blackwell-Problemen helfen.
Super Micro Computer (SMCI) hat in der vergangenen Nacht deutscher Zeit bekannt gegeben, dass man bei der Nasdaq einen Compliance-Plan eingereicht hat, um seinen Antrag auf eine Fristverlängerung zur Wiederherstellung der Konformität mit den Anforderungen für eine fortgesetzte Notierung an der Nasdaq zu unterstützen (DER AKTIONÄR berichtete).
Laut diesem Plan geht der Hersteller von KI-Servern davon aus, dass er seinen noch ausstehenden Jahresbericht auf dem Formblatt 10-K für das am 30. Juni 2024 endende Jahr und seinen Quartalsbericht auf dem Formblatt 10-Q für das am 30. September 2024 endende Steuerquartal fertigstellen wird und seine periodischen Berichte innerhalb des Ermessenszeitraums erstellen kann (siehe Original-Mitteilung).
Darin wird auch bestätigt, dass mit sofortiger Wirkung ein neuer Wirtschaftsprüfer tätig ist. Mit BDO sei ein Mitglied von BDO International beauftragt worden, "einem der fünf weltweit führenden Netzwerke von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit mehr als 115.000 Fachleuten in seinem globalen Netzwerk und ein anerkannter Marktführer im Bereich Wirtschaftsprüfung und -sicherung".
SuperMicro hat zudem angekündigt, eine End-to-End-KI-Rechenzentrums-Lösung mit der Nvidia Blackwell-Plattform für die Ära der generativen KI im Billionen-Parameter-Maßstab entwickelt zu haben. Der neue leistungsstärkste SuperCluster werde die Anzahl der Nvidia HGX B200 8-GPU-Systeme in einem flüssigkeitsgekühlten Rack deutlich erhöhen, was zu einer starken Erhöhung der GPU-Rechenleistung im Vergleich zu SuperMicros aktuellen branchenführenden flüssigkeitsgekühlten Nvidia HGX H100- und H200-basierten SuperClustern führen soll.
SuperMicro stellt derzeit auf der Supercomputing Conference in Atlanta (noch bis 22.11.24) ein komplettes Portfolio an KI- und HPC-Infrastrukturlösungen vor, darunter unsere flüssigkeitsgekühlten GPU-Server für KI-Supercluster.
Am Montag war bekannt geworden, dass Nvidia mit den neuen Blackwell-Grafikprozessoren Überhitzungs-Probleme hat. Die Zulieferer wurden angewiesen, das Design der Server-Racks für die neue Prozessorreihe zu ändern (DER AKTIONÄR berichtete). Die neuen SuperMicro-SuperCluster werden an den Nvidia-Problemen aber kurzfristig wohl wenig ändern.
Die Nachrichten des durch interne Misswirtschaft massiv unter Druck gerateten Unternehmens sorgen an der Börse auch am heutigen Dienstag für Kauflaune. Die SuperMicro-Aktie steigt im frühen Dienstagshandel zeitweilig auf 28,55 Dollar und ist mit einem erneuten Kursplus von 32 Prozent Nasdaq-Spitzenreiter.
So erfreulich die jüngsten Nachrichten für Super Micro sind, so unsicher bleibt, ob das Unternehmen das zuvor verspielte Vertrauen wieder nachhaltig zurückgewinnen kann. Bislang ist alles nur ein Aufschub, der SMCI Zeit verschafft. Aus dem testierten Jahresbericht wird hervorgehen, ob an den frühern Behauptungen des Leerverkäufers Hindenburg Research etwas dran ist. Der Hedgefonds hatte SuperMicro "Bilanzmanipulation" unterstellt.
DER AKTIONÄR rät weiterhin von einem Kauf der Aktie ab. Solange der innerbetriebliche Morast nicht beseitigt ist, sollten Anleger dem Treiben besser von der Seitenlinie aus zuschauen.