Netflix hat am Dienstagabend nach US-Börsenschluss die Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Demnach hat der US-Streamingriese unter dem Strich weitere 970.000 Abonnenten verloren. Bei den Investoren kommt das Zahlenwerk aber dennoch sehr gut an – die Aktie schießt in der ersten Reaktion um rund acht Prozent nach oben.
Grund für den Kurssprung: Analysten und das Unternehmen selbst hatten im Vorfeld einen noch wesentlich stärkeren Rückgang um satte zwei Millionen Abos auf der Rechnung. Dass es nicht soweit kam, sei insbesondere der starken Performance von Staffel vier der Fantasy-Serie „Stranger Things“ zu verdanken – der bislang erfolgreichsten englischsprachigen Netflix-Reihe aller Zeiten.
Auch wenn die schlimmsten Abonnenten-Verluste nach Unternehmensangaben inzwischen vorbei sind, rechnet Netflix nicht mit einer schnellen Rückkehr in den Wachstumsmodus. Das für das laufende Q3 in Aussicht gestellte Netto-Plus von rund einer Million Bezahl-Abos reicht gerade einmal, um die Q2-Verluste auszugleichen. Die Analysten hatten im Schnitt Zuwächse von 1,83 Millionen erwartet.
Das übrige Zahlenwerk lässt sich wohl am besten als durchwachsen beschreiben: Während das Ergebnis pro Aktie mit 3,20 Dollar klar über den Erwartungen von durchschnittlich 2,94 Dollar landete, blieben die Erlöse mit 7,97 Milliarden Dollar unter den Erwartungen von rund 8,04 Milliarden Dollar. Grund dafür seien negative Währungseffekte wegen des starken Dollars gewesen, so das Unternehmen.
Werbefinanziertes Angebot startet Anfang nächsten Jahres
Zudem gab es Neuigkeiten zu den mit Spannung erwarteten Plänen zur Einführung eines günstigeren, werbefinanzierten Angebots. Dieses solle ab Anfang 2023 angeboten werden – und zwar zunächst auf „einer Handvoll von Märkten, in denen die Werbeausgaben signifikant“ seien, heißt es dazu in der Quartalsmitteilung.
Wie bei allen neuen Initiativen plane man, das Angebot nach dem Start sukzessive zu verbessern. „Unser Werbegeschäft wird daher in einigen Jahren wahrscheinlich ganz anders aussehen als am ersten Tag“, kündigte Netflix bereits an.
Unter den Aktionären überwiegt am Dienstagabend zunächst ganz klar die Erleichterung über den weniger schlimm als befürchtet ausgefallenen Abonnentenschwund. Nachdem die Netflix-Aktie im regulären Handel bereits 5,6 Prozent zugelegt hatte, geht es nachbörslich in der Spitze um weitere acht Prozent nach oben. Investierte Anleger lassen die Gewinne laufen.