Die Rückversicherer haben ein starkes Jahr hinter sich und knüpfen daran auch 2024 an. Insbesondere Weltmarktführer Munich Re hat dadurch hohe Kapitalpolster aufgebaut. CEO Joachim Wenning will dennoch von sinkenden Preisen für 2025 nichts wissen – und stellt stattdessen neue Übernahmen und Fusionen in den Raum.
Rückversicherer haben 2023 hohe Gewinne eingefahren, nicht zuletzt weil die Preise erheblich gestiegen waren und strukturelle Änderungen vorgenommen wurden. Auch 2024 läuft es bisher gut für Hannover Rück, Munich Re und Co. Vor allem der Marktführer aus München hat für das erste Halbjahr bärenstarke Zahlen präsentiert.
Einige Erstversicherer wollen dies offenbar zum Anlass nehmen, um bei den anstehenden Preiserneuerungen zum Jahreswechsel sinkende Preise zu fordern. Joachim Wenning erteilte solchen Forderungen in einem Interview mit der Financial Times prompt eine Absage.
„Ich höre nie das Gegenteil dieser Äußerungen, wenn der Marktzyklus etwas schwächer ist“, so Wenning. Entsprechend bezeichnete er Forderungen nach sinkenden Preisen in besseren Marktzyklen als „asymmetrisch, Lärm und Nonsens“.
Wenning zufolge ist der Rückversicherungssektor immer noch dabei, die katastrophalen Jahre von 2017 bis 2022 aufzuholen. Damals hatten die Rückversicherer zu kämpfen und konnten angesichts der hohen Schadenskosten ihre Kapitalkosten nicht verdienen.
Sollten Erstversicherer die Rückversicherung als zu teuer empfinden, sollten sie laut Wenning einfach weniger Deckung kaufen oder die Preise für die Verbraucher erhöhen.
Dass der Chef des größten Rückversicherers der Welt sich gegen sinkende Rückversicherungspreise ausspricht, ist wenig überraschend. Überraschend waren hingegen seine Aussagen zu möglichen Fusionen und Übernahmen.
Angesichts der hohen Solvabilitätsquote von 287 Prozent im ersten Halbjahr 2024 deutete Wenning an, dass weitere Fusionen und Übernahmen eine Option sein könnten. Realistisch seien dabei Deals zwischen einer und fünf Milliarden Euro.
„Wir könnten systematisch und proaktiv prüfen, welche Unternehmen in unser Portfolio passen“, erklärte Wenning. Konkret könnten Übernahmen und Fusionen vor allem bei US-Spezialversicherungen oder zum Ausbau des Erstversicherers ERGO eine Option sein."
Munich Re hat in der Tat eine ordentlich gefüllte Kriegskasse. Gezielte Übernahmen im Volumen von ein bis fünf Milliarden Euro wären finanziell problemlos stemmbar. Gerade im Erstversicherungsbereich gibt es allein im Heimatmarkt dafür auch noch reichlich Kandidaten. Hinter dem Marktführer Allianz ist der Markt relativ kleinteilig. Die Tochter Ergo liegt mit einem Marktanteil von 5,8 Prozent auf Platz 4 und könnte mit einer Übernahme auf Platz 2 vorstoßen. Das dürfte am Ende auch den Anlegern gefallen. Die Aktie bleibt ein Kauf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re.
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